Höhlentour in der Fränkischen Schweiz

Gespeichert von DJK Teutonia am/um Sa., 25.02.2017 - 15:17
Datum

Mit giftgrünen Gummihandschuhen im Schluf –
oder: Wie höhlentauglich sind Triathleten?

Bericht zur Höhlentour am 21.09.2007

Für nicht Eingeweihte schienen die neun großen und fünf kleineren Triathlonanhänger am frühen Abend auf dem Parkplatz eines großen Discounters absonderliche Aktivitäten zu entfalten. Erst wurden im Geschäft noch die Überlebensvorräte an Schokoladenriegeln, Taschen­lampenbatterien und Filmen ergänzt, bevor kisten- und säckeweise altkleidersammlungs­verdächtige Klamotten, Stiefel und Helme in Autos verladen wurden.
Eigentlich war das Treiben ganz vernünftig, denn wenn man eine Tour in eine unerschlossene Höhle machen will, braucht man eine derartige Ausrüstung... Unser Ziel war das Brunnstein-Schönstein­höhlensystem bei Oberfellendorf in der Nähe von Streitberg in der Fränkischen Schweiz. Dieses ist mir, durch gemeinsame Aktivitäten mit unserem Höhlenverein, gut bekannt.

Am Parkplatz angekommen, ging es erst mal ans „anschlazen“, wie die erfahrenen Höhlengänger sagen. Die schützen sich mit einem wasserabweisenden Overall, „Schlaz“ genannt, vor Höhlenlehm und -nässe. Bei unseren Einsteigern mussten alte Klamotten reichen. Wer guten „Grip“ an feuchten, mit Tropfstein überzogenen, rutschigen Felsen haben wollte, schlüpfte in Gummihandschuhe in modischem Giftgrün, Rosa oder Quietschgelb. Helm, Lampe und feste Schuhe waren Pflicht. So ausgestattet, wurde das übliche „Vorher-Foto“ in den verschiedensten Variationen geknipst, dann stiegen wir den Hang hinauf zu den Höhleneingängen.

Vorab ein paar Worte zum Höhlenschutz: Höhlen sind äußerst empfindliche Lebensräume und wertvolle wissenschaftliche Archive. Natürlich sind sie auch aus ästhetischen Gründen erhaltenswert. Leider werden immer wieder Tropfsteinhöhlen durch Vandalismus zerstört oder Schachthöhlen mit Müll verfüllt. Karsthöhlen sind keine isolierten Gebilde, sondern als Bestandteil eines großen Systems in einen Gesamtkreislauf eingebunden. Für Höhlenbesucher gelten daher die Höhlenschutzregeln:

·         Nimm nichts mit
·         Lasse nichts zurück
·         Zerstöre nichts
·         Schlag nichts tot

In der kleinen Brunnsteinhöhle, deren Eingangsbereich durch ein Loch im Fels Tageslicht erhält, krochen wir als erstes zum Höhlensee. Diese Wasserpfütze soll in alten Zeiten von Bauern, die auf der wasserlosen Jurahochfläche gearbeitet haben, zum Trinken besucht worden sein und der Höhle ihren Namen gegeben haben. Kaum vorstellbar, denn als wir mit unseren Gummistiefeln ins Wasser gepatscht waren, sah es nicht mehr sehr lecker aus. Im Eingangbereich fanden wir ein Gitter, das in einem engen Spalt, dem Verbindungsgang zwischen beiden Höhlen, eingelassen ist. Es soll verhindern, dass Besucher in die Schönsteinhöhle gelangen, wenn sie während der Winterschlafzeit der Fledermäuse von Oktober bis April verschlossen ist.
Neben der Brunnsteinhöhle liegt der Eingang der Schönsteinhöhle, der mit einer Eisentür versehen ist. Mit Räuberleiter halfen wir uns gegenseitig die hohe Felsstufe hoch. Durch einen niedrigen langen Gang kamen wir in die „Große Halle“. Sie ist mit 30 m Länge, durchschnittlich 15 m  Breite und 5 m Höhe der größte Raum dieser Höhle. In der Mitte sind noch die Reste einer ehemaligen Holzbrücke zu sehen, auf einer Seite befindet sich ein massiger Stalagmit (wer weiß noch aus der Schule, welche Tropfsteine Stalagmiten und welche Stalaktiten sind? – Stalagmiten sind Tropfsteine, die auf dem Boden wachsen und Stalaktiten, die von der Decke herunterhängen).

Die hier in die verschiedensten Richtungen abzweigenden Klüfte machten uns neugierig. Die Höhle wurde ab Ende des 18 Jahrhunderts erforscht, in den Bezeichnungen der Höhlenräume wurden die Namen der Entdecker verewigt. Als erstes krabbelten wir in die „Poldi-Spalte“, die an Wand, Boden und Decke herrliche Tropfsteine aufweist. Danach ging es ab in den „Marthakeller“. Es war witzig anzusehen, wie einer nach dem anderen in dem engen Schlupfloch, das nur wenig über dem Boden liegt, verschwand. Den Kindern bereitete das wenig Mühe, bei manchen Erwachsenen ging das nicht ganz so flott. Der schmucklose Raum in der unteren Etage war dafür umso schneller erkundet.

So machten wir uns auf zur großen Rundtour in die hinteren Höhlenteile. Der Y-Tropfstein (und ein liegengebliebener gelber Bauhelm) zeigten den Weg in die „Neischl-Spalte“. Sie weist am Boden zwei Felslöcher auf, durch die man zwölf Meter tief in den Abgrund gucken und auch fallen kann. Wir verstopften die gefährlichen Stellen einfach, indem sich die Größeren in die Spalte klemmten, so dass die Kleineren gefahrlos darüber steigen konnten.
Auch der nächste Gang hatte es in sich, denn er ist ein zehn Meter langer „Schluf“, in dem man sich durch „schlufen“ (höhlenforscherisch für „auf dem Bauch robben“) fortbewegen musste. Diese Engstelle löste vor allem dadurch Respekt aus, weil hier vor zwei Jahren ein Mann stecken geblieben war bis er von der Höhlenrettung befreit werden konnte. Doch die sportlichen Figuren unserer Vereinskolleg/innen machten da keine Probleme.
Gleich danach gelangten wir in die „Knebel-Halle“, deren Decke und Wände von Tropfsteinfahnen und ‑kaskaden völlig überzogen ist. Hier fanden wir das „Salzmännlein“, einen kleinen dicken Stalagmiten, der auf einer quer über den Raum gespannten Sinterbrücke thront. Nun war erst mal Schokoladen­pause angesagt. Außerdem wollten wir unsere Lichter ausschalten um Dunkelheit und Stille zu erleben. Aber das sollte die schwerste Übung an diesem Abend werden. Vermutlich hätten wir die Mädchenmünder mit noch mehr Süßigkeiten stopfen... oder den Namen dieses Raumes wörtlich nehmen sollen.  Egal - irgendwann hatten wir es tatsächlich geschafft, im Stockdunklen zwei Tropfen nacheinander pitschen zu hören.

Danach krochen wir in die Kammer, die zu den „Salzburger Schlünden“ führt. In gebührendem Abstand zum Abgrund blieben wir sitzen und betrachteten die Wasserstandsmarken am Schachtrand. Interessant fanden wir die Fledermäuse, die sich hier zur nächtlichen Jagd „einflogen“. Zu unserem Schokoladenplatz zurückgekehrt, probierten wir das Üben der Stille lieber nicht noch einmal aus. Wir fädelten uns lieber gleich in den niedrigen Durchschlupf und kletterten die steil abwärts führende sinterüberzogene Felsstufe hinab. Hier erreichten wir das Gebiet der „Kreuz-Spalten“, ein Netzwerk von schmalen, eher trockenen Gängen mit auffallend wenig Tropfsteinschmuck. In einem engen Durchschlupf ließ sich dann doch noch eine ausreichend große Pfütze finden, die bei mehreren Personen für Wassereinbruch von Jacke bis in Gummistiefel sorgte.

Mittlerweile waren wir schon seit gut 2 ½ Stunden in der Höhle unterwegs gewesen und befanden uns kurz vor dem Ausgang. Die Feucht-Gewordenen wollten auf schnellstem Weg nach draußen. So krabbelte ich mit ihnen durch den Gang, der direkt in die „Grosse Halle“ führt. Die anderen suchten währenddessen den alternativen, und lohnenderen, Weg durch die „Lehm-Kammern“. Bis ich ihnen entgegen kam, waren sie schon in der „Paradieshalle“, so dass wir nur wenig später als die anderen im Freien ankamen.

Es war draußen mittlerweile genauso dunkel wie in der Höhle. Wegen der schlechten Lichtverhältnisse musste leider das beliebte „Nachher-Foto“ ausfallen. Mit großem Geschnatter marschierten wir als Glühwürmchenkette zu den Autos, wo wir uns aus den schmutzigen und nassen Sachen schälten. Wir freuten uns, dass wir in Ebermannstadt zu so später Stunde (es war gegen 22:00 Uhr) noch ein griechisches Restaurant fanden, das uns vierzehn hungrige und lehm­verschmierte „(Neu-)Höhlengogerer“ mit großen Portionen bewirtete.

Ja, und wie höhlentauglich sind Triathleten denn nun? Wie man erkennen kann, sehr! Begeistert waren alle und wir wollen bald wieder eine gemeinsame Höhlentour unternehmen. Ich freu mich drauf!

Maria Winter