Lange Radausfahrt

Gespeichert von Karl Schlichtig am/um Mo., 11.06.2018 - 16:51
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Vom Frankenwald nach Bamberg: 120 Kilometer Fahrradspaß

Die „lange Radausfahrt“ der DJK Triathlon Gaustadt verband Franken mit Thüringen und macht Lust auf weitere Grenzüberschreitungen.

Wie kann man es schaffen, von Bamberg aus an einem einzigen Tag über 100 Kilometer Rad zu fahren, ohne sich auf den weitgehend ausgetretenen Pfaden der näheren Umgebung zu bewegen? Eine Strecke zu finden, die ausgefuchste Pedalisten genauso fasziniert wie die Neulinge des rasanten Sports?

Die Antwort darauf lieferten 13 erwartungsvolle Radfahrer, die sich am Sonntag früh, 10. Juni, am Gleis 8 auf dem Bamberger Bahnhof einfanden und ganz der Führung der DJK-Streckenscouts Manfred und Ralf anvertrauten. Die Hoffnungen waren nicht übertrieben: Es wurde ein Tag voller sportlicher Höhepunkte und landschaftlicher Eindrücke, die in dieser Fülle und Vielfalt kaum zu übertreffen sind. Und auch Kultur und Geschichte kamen nicht zu kurz.

Möglich gemacht hat den Ritt vom tiefsten Frankenwald bis zu den Türmen der Stadt Bamberg ein technisches Hilfsmittel, das die drei Frauen und zehn Männer der DJK samt fahrbarem Untersatz in kaum mehr als einer Stunde in die nördlichsten Regionen Frankens und auch des Freistaats katapultierte. Weitgehend waren die DJLer unter sich - ein ganzer Zug des Franken-Thüringen-Expresses nur für uns. Das nennt man einen standesgemäßen Auftakt.

Dabei störte es nicht, dass sich die Sonne am Anfang gnädig hinter einem Wolkenvorhang versteckte. Denn die Tour begann in Ludwigsstadt bzw. Steinbach am Wald mitten zwischen den Fichten bestandenen Hügeln des Frankenwalds unter umgekehrten Vorzeichen: Die größte Anstrengung wartete gleich am Anfang, eine Passhöhe von 700 Metern wollte bezwungen werden. Doch nachdem die unvermeidlichen Schweißtropfen vergossen waren, kühlte der Fahrtwind beim scheinbar endlosen Bergab-Rollen die Waden. Manch einer fühlte sich angesichts dieser Dimensionen an eine Alpenfahrt erinnert. Doch nicht nur das: Es war auch eine Fahrt durch die deutsch-deutsche Geschichte. Zweimal wechselten die Pedaleure über die bayerisch-thüringische Grenze, die sich immer noch als Kulturlinie abzeichnet. Angenehm für alle: Autos waren hier so gut wie nicht unterwegs.

So wie an diesem Sonntag haben wir unsere etwas entferntere nordfränkische Heimat selten erlebt: Beinahe mühelos flogen wir an Wiesen und Wäldern vorbei, ein endloser Film von wechselnden Eindrücken bot sich den Staunenden, die wir in einer gemeinsamen Gruppe unter größer werdenden Wolkenlücken der Sonne entgegen radelten. Was die Fahrt so angenehm machte, war nicht nur der weitgehend flache Kurs entlang der Bäche Tettau und Rodach bis zu den sonnendurchglühten Mainauen zwischen Redwitz, Lichtenfels und schließlich Hallstadt.

Die Gruppe schien sich gut zu ergänzen, sportlicher Wettbewerb bei gelegentlichen Bergsprints würzten die Ausfahrt, doch auch das Gesellige kam nicht zu kurz. Viele Gespräche beflügelten das DJK-Peloton auf dem Weg nach Süden, ebenso die wechselnden Ausblicke an der kulturhistorisch reich gesegneten Strecke: Die Hänge des Frankenwalds, die wuchtigen Mauern des Renaissance-Schlosses Mitwitz, Staffelberg und Kloster Banz lieferten gewissermaßen die prominenten Wegweiser für einen Rad-Marathon, der noch länger nachwirken wird.

Auch der gesellige Abschluss gelang in diesem Sinne standesgemäß: Nach fünf Stunden Tretens erreichten die Radfahrer die idyllisch gelegene Obere Mühle in Rattelsdorf. Im Schatten von Linden und neben dem stampfenden Mühlrad der Itz mischte sich das erste echte Bier unter die Getränke. Die letzten Kilometer nach Bamberg fielen entsprechend gemütlich aus.

Michael