Historischer Marathon – Berlin, 25.09.2022
Berlin ist - und das ganz speziell am Marathonwochenende - immer eine Reise wert. Das durften
Marcus und ich am letzten Wochenende wieder mal erleben. Läufer:innen aus 157 Länder der Welt
fanden sich ein, um einfach ein riesengroßes und vor allem friedliches Marathonfest zu erleben. Es
war zwei Tage lang nichts zu hören von Krise, Krieg oder Corona. Es ging einzig und allein um die
schönste Nebensache der Welt: das LAUFEN!
Marcus hatte sich bei unserem letzten kleinen Vorbereitungslauf in Bamberg, am Freitag um 22 Uhr
(!), noch spontan entschlossen, mich zu begleiten, und so sind wir am Samstag gegen 6 Uhr mit dem
ICE gen Berlin aufgebrochen. Die Anreise über die neue Bahnstrecke ist völlig problemlos und um
einiges schneller als mit dem Auto, und so hatten wir nach etwas mehr als drei Stunden schon das
Mekka des Laufsports erreicht.
In Berlin angekommen haben wir nur kurz im Hotel eingecheckt und dann ging es auch schon direkt
zur Marathonmesse, um erstmal alle Formalitäten wie Registrierung, Startnummer und T-Shirt
abholen zu erledigen. Außerdem hatten wir uns dort auch mit dem ehemaligen 10.000-m-
Europameister Jan Fitschen verabredet, und so gab es bei diesem besonderen und großartigen
Treffen auch noch letzte Tipps vom Meister persönlich.
Am Sonntag war es dann endlich soweit: RaceDay!
Die Aufregung und Nervosität waren riesengroß, und nach einem ausgiebigen Frühstück ging es auch
endlich Richtung Start. Das Wetter war absolut perfekt. Die Bedingungen hätten besser nicht sein
können. Kurzum: Alles war angerichtet und es konnte ein Tag für große Taten werden. Mein Ziel war
klar: endlich zum ersten Mal einen Marathon in unter vier Stunden zu finishen.
Im Startblock angekommen ertönte dann zum ersten Mal die Hymne von Alan Parsons Project, und
sofort war alle Nervosität weg und es überwog nur noch die Vorfreude auf das Rennen. Mit das
Schönste am Marathonlaufen sind für mich einfach auch die lange Vorbereitung und das Gefühl,
dann am Tag X gesund und top vorbereitet an der Startlinie zu stehen.
Mit der dritten Startwelle ging es dann endlich los, und ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass ich
an diesem Tag richtig gute Beine habe. Ich suchte mir schnell einen Pacemaker für 4:00:00 h und
reihte mich dort in die Gruppe ein. Paul (so hieß der amerikanische Pacer) lief ein super
gleichmäßiges Tempo, und so war es relativ einfach, gut an ihm dranzubleiben. Kilometer um
Kilometer verging wie im Flug, und ich kann mich diesmal kaum an die Strecke erinnern. Es war
einfach nur mega, sich von den vielen begeisterten Zuschauer:innern tragen zu lassen und die
Atmosphäre zu genießen. Zwischendrin machte dann im Läufer:innen-Feld auch noch die Neuigkeit
die Runde, dass Eliud Kipchoge einen neuen Weltrekord gelaufen ist. Es gab in diesem Moment
niemanden, der nicht gejubelt und sich für Eliud gefreut hat.
Bei Kilometer 28 kam ich dann doch noch einmal ins struggeln, da ich einen sich schon lange
ankündigenden Toilettengang nicht mehr weiter vor mir herschieben konnte. Als ich endlich wieder
zurück auf der Strecke war, musste ich leider feststellen, dass „mein“ Pacer natürlich nicht auf mich
gewartet hatte. Und so brauchte ich bis ca. Kilometer 33, um das Loch wieder schließen. Die letzten
beiden Kilometer sollten deswegen für mich noch richtig hart werden.
Allerdings entschädigt der Moment, wenn man um die Ecke auf „Unter den Linden“ einbiegt und das
Brandenburger Tor sieht, alles. Der Moment, in dem man durch das Tor und die letzten 400 m ins Ziel
läuft, ist einfach nur Gänsehaut pur!
Und dann kam er endlich: der Moment des Zieleinlaufs und die Gewissheit, dass ich mein großes Ziel
in 3:59:14 h erreicht hatte. Es war ein überwältigendes Gefühl, nach all den Monaten mit Disziplin
und Verzicht, das selbstgesteckte Ziel erreicht zu haben.
Aber diese Tatsache machte den Marathon in keinster Weise zu einem historischen. Es war einfach
einmal wieder die überragende Leistung von Eliud Kipchoge, der seinen eigenen Weltrekord
pulverisierte und nach 2:01:09 h ins Ziel kam.
Und nicht zu vergessen die Siegerin bei den Frauen: Tigist Assefa aus Äthiopien finishte in 2:15:37 h
mit der drittschnellsten je von einer Frau gelaufenen Zeit.
Man kann nur den Hut ziehen und Respekt vor diesen großartigen Athlet:innen haben, aber natürlich
auch vor jedem anderen, der das Rennen beendet hat.
Im Ziel habe ich dann auch noch Thomas getroffen, der seinen ersten Marathon in 4:25:46 h
ebenfalls richtig glücklich beendet hatte. Von der DJK waren aber auch noch Kathrin in 4:25:36 h und
Thorsten, der als Pacemaker für die 3:30 h am Start war, in 3:29:49 h erfolgreich.
Alles in allem war es mal wieder ein unvergessliches Erlebnis. Und last but not least noch einmal
großen Dank an Marcus für den Support während des ganzen Wochenendes!
Uwe