Ironman Kalmar

Gespeichert von Michaela Rümmer am/um Di., 27.08.2019 - 13:38
Datum

Schweden rockt.

Relativ spät in der Saison und damit genügend Zeit für die Vorbereitung, gemäßigte Temperaturen und die schöne Küstenlandschaft Südschwedens: Die Entscheidung für den Ironman Schweden in Kalmar als Saisonhöhepunkt fiel leicht.

Am 17. August um 6:55 Uhr war es dann so weit: Mit dem Startschuss bei 17 Grad Außentemperatur begaben sich knapp 2.200 Athleten und Athletinnen per Rolling-Start ins Hafenbecken von Kalmar, um die 3,86 Kilometer lange Schwimmstrecke in Angriff zu nehmen. Mit gerade einmal 37 Trainingskilometern in den Armen reihte ich mich bei der Startgruppe für 1:10 h ein. Ein bisschen tollkühn, dachte ich zunächst, aber dank der knapp 19 Grad Wassertemperatur konnte ich mich ja auf meinen Neo verlassen. Die Schwimmstrecke selbst ist kurzweilig, denn sie führt auf die imposante Ölandbrücke zu, macht einen Abstecher in den äußeren Jachthafen und endet auf der Rückseite der Stadt an der Wechselzone. Schon beim Schwimmstart waren Zuschauermassen an den Kaimauern, die die Teilnehmer lautstark anfeuerten. Das ließ mich auch die zahlreichen Quallen vergessen, die uns im Wasser Gesellschaft leisteten. Auch wenn sie ungefährlich waren: Sie beim Kraulzug immer mal wieder zu berühren, ließ mich regelmäßig zusammenzucken. Die Uhr blieb bei 1:10 h am Ausstieg bei mir stehen – der Spaß konnte beginnen. Kollege Kilian hatte bereits 5 Minuten länger wieder festen Boden unter den Füßen und trat ordentlich in die Pedale.

Die zweite Disziplin führte über die sonst für Radfahrer gesperrte, 6 Kilometer lange Ölandbrücke auf eine der beliebtesten Urlaubsinseln Schwedens. Auf der Brücke deutete sich bereits an, was bei mir später noch laute Wutschreie auslösen sollte: richtig strammer Wind. So lautete auf den ersten 60 Kilometern auf der Insel auch die Devise „Kopf einziehen und klein machen“, die steife Brise kam direkt von Vorne. Für Ablenkung und gute Stimmung sorgten die vielen Zuschauer an der Radstrecke. Gibt es bei anderen Rennen zwei oder drei Stimmungsnester, war hier in jeder Ortschaft Party angesagt. Die Bewohner hatten sich Tische vor die Häuser gestellt und feuerten die Radler unermüdlich an. Nach 100 Kilometern ging es erneut über die Ölandbrücke in Richtung des Hinterlands von Kalmar. Der Wind war mittlerweile so stark, dass ich bei der Abfahrt von der Brücke den Unterlenker richtig festhalten musste und trotzdem immer wieder von Böen versetzt wurde. Hut ab vor Kilian, der bei diesen Bedingungen einen Radsplit von 4:43 h in den Asphalt gebrannt hat.

Nach 5:01 h ging es bei mir in die Laufschuhe und auf die stimmungsvollste Laufstrecke, die ich bei einem Triathlon bisher erlebt habe. Frankfurt? Roth? Hamburg? Können sich putzen. Die Altstadt von Kalmar war gepackt voll mit Zuschauern. Aber auch außerhalb riss die Stimmung nicht ab, im Gegenteil. Schätzungsweise an 50 Stellen hatten Anwohner fette Musikanlagen aufgebaut und trieben die Läufer an. Gehen unmöglich! Judith und Tobias waren ebenfalls vor Ort und auf der gesamten Laufstrecke zu hören. So wartete ich auch auf den Einbruch beim Laufen vergeblich und erreichte nach 9:57 h (Laufsplit 3:33 h) das Ziel in neuer persönlicher Bestzeit. Eine gute Minute später traf ein überglücklicher Kilian ein, der sein Ziel „Sub10“ lautstark und ausgelassen feierte. Oliver Prath von der Ifa Nonstop Bamberg erreichte nach 10:34 h das Ziel und rundete einen erfolgreichen Tag für die Bamberger Triathlonvereine ab!

Matthias

Alter Schwede war das geil...

Besser ausgedrückt: Schweden ihr wart so geil. Solch eine Party sah ich bisher bei keinem Wettkampf zuvor. Die Laufstrecke übersät mit Partypeople, geiler Mukke und super Stimmung. Selbst auf dem Bikecourse, im noch so kleinsten Ort, standen die Leute auf der Straße und schrien jeden Athlet "HEJA" hinterher. Einfach überwältigend und ergreifend zu gleich.

Aber zum Anfang. Was passiert wenn du dich ein knappes Jahr Tag für Tag auf eine Sache vorbereitest und wirst die letzten zwei Tage vorher mit Durchfall ans Klo gefesselt?... Es steht plötzlich alles auf der Kippe. Der Kopf spielt verrückt. Der Körper ist zunehmend leer und schwach. Man zweifelt, redet sich gut zu und sucht nach Halt und Lösungen. Meine Lösung: Starten, das Beste draus machen und auf keinen Fall aufhören, egal was passiert. Zeit wurscht, ankommen wird das neue Ziel. Was dann geschah ist für mich immer noch nicht greifbar. Die 3,8 km in der Ostsee vergingen wie im Flug. Ich fand einen guten Rhytmus und Zug um Zug ging es Richtung Schwimmausstieg. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte eine 1:05 h an. Mein erster Gedanke: Was läuft hier gerade falsch. So entspannt bist noch nie aus dem Wasser gestiegen. Das Wichtigste: Der Magen hält. Raus aus der Pelle, rauf aufs Bike und 180 km abspulen: Die Strecke ist flach, schnell und windanfällig. Je fortgeschrittener der Rennverlauf wurde, desto stärker kam auch der Wind auf. Also: Kopf runter, Powermeter im Auge behalten und regelmäßig trinken. War es auf Öland noch ganz gesellig änderte es sich mit dem Überqueren der 6 km langen Brücke Richtung Festland. Ab hier wurde es zunehmend einsamer und es waren nur noch vereinzelt Athleten zu sehen. Nach 4:43 h war der Spaß auch schon wieder vorbei und es ging auf die abschließende Marathonstrecke. ... Und das Wichtigste: Der Magen hält. Der 3 Runden Kurs hatte es in sich. Kopfsteinpflaster, Schotter und hauptsächlich der frontale Wind sollte die fehlenden Höhenmeter ausgleichen. Am Schwierigsten empfand ich tatsächlich Runde 1. Es lief einfach nicht rund und sollte noch eine ganze Weile so bleiben. Erst nach der Halbmarathonmarke und zunehmenden Laufteilnehmer wurde das empfinden besser. Als mich bei Kilometer 40 Anne und Tobi zusammenschrie, ich soll gefälligst schneller laufen um unter 10h zu bleiben wurde mir schlagartig klar jetzt wird es hart. Wie ich später sah waren es meine schnellsten Laufkilometer des Tages. Die Uhr steht still bei 9:59:20... Punktlandung!!! 

Vielen Dank für ALLE die mich in irgendeiner Form unterstützt, Arbeit abgenommen und motiviert haben. Alleine hätte ich es vermutlich nicht geschafft. Herzlichen Glückwunsch auch an Oli Prath und Matthias Nelke. Ihr habt das großartig gemacht!

Kilian