Die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft findet in diesem Jahr in Nizza statt. Eine Teilnahme ist ausschließlich per vorheriger Qualifikation möglich. Anne und Christian haben diese Hürde genommen und können sich am Wettkampf-Sonntag mit den besten Triathletinnen und Triathleten messen. Wir haben mit beiden über ihre Ziele, ihre Motivation und den Anfang ihrer sportlichen Karriere gesprochen.
Anne, Christian, zunächst herzlichen Glückwunsch zu eurer erfolgreichen Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Eine solche Teilnahme stellt durchaus einen Höhepunkt in eurer Karriere dar. Seit wann betreibt ihr eigentlich aktiv Triathlon?
Anne: Das richtige Triathlon-Fieber begann erst vor vier Jahren, 2015. Neben dem ersten Halbmarathon absolvierte ich drei Sprint Distanzen. 2016 stieg ich auf Mitteldistanzen und den ersten Marathon, 2017 die Langdistanz in Roth und 2018 dann die Qualifikation für Nizza.
Christian: Bei mir begann es vor etwa fünf Jahren, als ich in Bamberg meine erste Sprintdistanz finishte.
Wie seid ihr zum Triathlon gekommen?
Anne: Angefangen habe ich im Alter von 6 Jahren mit Schwimmen im Verein. Dort sammelte ich auch erste Freiwassererfahrungen. Als Jugendliche konnte ich in das Stauseeschwimmen und einen ersten Kindertriathlon reinschnuppern. Während der Unizeit habe ich dann das Laufen begonnen. Nachdem ich danach aufs Land gezogen bin, bot es sich an auch noch das Rennradfahren zu beginnen.
Christian: Ursprünglich war ich in der Disziplin des Laufsportes heimisch. Da mich jedoch in der zweiten Saisonhälfte immer wieder Verletzungen plagten, legte ich mir als Ausgleich ein Rennrad zu. Geschwommen bin ich im Alter von 10 – 14 in der Schule und bei der DLRG. Somit stand dem Triathlon nichts mehr im Wege, außer dem Training natürlich.
Wieviel Zeit investiert ihr in etwa pro Woche?
Christian: Ich trainiere zwischen 10 und 25 Stunden pro Woche, je nach Saisonstand und Wettkampfvorbereitung.
Anne: Bei mir ist es ähnlich, je nach Trainingsphase. In Entlastungswochen sind es etwa 8 – 10 Stunden, in intensiven Wochen können das gut auch 20 Stunden werden, im Trainingslager bis zu 25 Stunden.
Wann und wo habt ihr euch für die WM qualifiziert? Was war das für ein Gefühl, die Qualifikation geschafft zu haben?
Anne: Im September 2018 beim Ironman 70.3 auf Rügen. Bis zur Hälfte des Laufes war ich Führende in meiner AK und konnte schließlich auf Platz 15 im Gesamtranking und Platz zwei in der AK nach 05:02 Stunden das Ticket lösen. Die Stimmung war einfach phantastisch. Bei der Siegerehrung wurde jeder Athlet durch die Massen gefeiert. Mein Gefühl war eine Mischung aus Freude, Erleichterung, jedoch im ersten Moment gar nicht so greifbar. Das kam erst in den nächsten Tagen.
Christian: Meine Qualifikation erfolgte dieses Jahr beim Ironman Frankfurt auf der Langdistanz sowohl für die 70.3 WM in Nizza als auch für die Langdistanz WM am 12. Oktober. Seit drei Jahren arbeite ich akribisch auf die WM hin, dass jetzt beide unmittelbar nacheinander anstehen ist unglaublich. Ich freue mich riesig.
Wie bereitet ihr euch vor? Investierst ihr für die WM mehr Zeit in Training (auch z.B. mental) und materielle Vorbereitung?
Christian: Mein Training sieht in etwa so aus wie für Frankfurt, mein Trainer Swen Sundberg hat mich gut im Griff.
Anne: Auch meine Vorbereitung wird durch Swen gesteuert. Ansonsten war ich fünf Tage in den Dolomiten und konnte dort längere Anstiege und Abfahrten fahren. Vor kurzem begleitete ich meinen Freund auf der Langdistanz in Schweden. Er wird im Gegenzug auch in Nizza dabei sein. Dort gibt es keine Berge, aber viel Wind und ich habe die Möglichkeit zum Schwimmen im Meer genutzt. In Nizza reise ich eine Woche eher an, um mich mit der Strecke und den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Im Bereich Material habe ich mich gegen das Zeitfahrrad entschieden, welches normalerweise im Triathlon verwendet wird. Die Strecke hat viele Höhenmeter so dass ich ein Rennrad mit Auflieger fahren werde. Aus diesem Grund bin ich auch in den letzten Wochen wieder vermehrt Rennrad gefahren.
Was motiviert euch, speziell an er WM in Nizza und im Allgemeinen an Wettkämpfen teilzunehmen?
Christian: Sich in Nizza mit den besten Triathletinnen und Triathleten der Welt messen zu können, ist Motivation genug. Und bei Hawaii geht natürlich ein Kindheitstraum in Erfüllung. Auch hier in diesem Rennen mit den Besten der Besten an der Startlinie zu stehen macht mir Gänsehaut. Im Allgemeinen liebe ich es, meine körperlichen und mentalen Grenzen zu testen und zu spüren; Fehler zu machen und daraus zu lernen; weiterzumachen auch wenn es mal nicht so läuft, wie im wirklichen Leben. Eine Langdistanz spiegelt manchmal ein Mini-Leben mit Höhen und Tiefen wider. Ich brauche diese Erfahrungen selbst, um sie authentisch an meine Seminarteilnehmer weitergeben zu können.
Anne: Das ist bei mir ähnlich, Nizza bietet die Möglichkeit, sich mit den besten Altersklassenathleten auf europäischem Festland zu messen. Das macht die Qualifikation dafür gleichzeitig auch besonders schwer, da die Plätze sehr begehrt sind. Die Herausforderung macht es spannend. Am besten laufen die Wettkämpfe, wenn ich in der Nacht davor nicht schlafen kann. Der hohe Adrenalinausschuss ist wahrscheinlich auch der Grund für die Teilnahme. Alles rausholen was geht auf größtenteils gesperrten Strecken, der pure Endorphin-Kick.
Welches Ziel habt ihr für die WM?
Anne: Das erste Ziel ist schon erreicht, nämlich die Qualifikation, fehlt nur noch das Finish. Hauptsächlich geht es um die Zufriedenheit mit der eigenen Leistung am Ende des Tages. Über Platzierungen kann man schwer spekulieren. Ich möchte an dem Tag meine Leistungsentwicklung der letzten Wochen bestätigen und einfach mit dem Wissen nach Hause gehen alles gegeben und abgerufen zu haben.
Christian: Für Nizza habe ich mir vorgenommen, gesund durchzukommen, Spaß zu haben und ein paar Strategien für Hawaii zu testen. Unter den Top 100 zu finishen, wäre genial. Im Oktober dann bei der Langdistanz möchte ich einfach vernünftig durchkommen, die Atmosphäre aufsaugen und hoffentlich vor Sonnenuntergang ins Ziel kommen.
Wen nehmt ihr mit nach Nizza? Wer unterstützt euch weiterhin bei eurer Teilnahme?
Anne: Kilian Roensch, der mir mit Rat und Rad zur Seite steht, meine Eltern und weitere Bamberger (ebenfalls qualifiziert), mein Trainer und weitere bekannte Triathleten aus Köln begleiten mich nach Nizza. Unterstützung bekomme ich darüber hinaus von der Firma Kramp aus Strullendorf, Physiotherapie Eva-Maria Bauer und natürlich meine Familie und Freunde, die viel Verständnis für die wenige Zeit für sie mitbringen.
Christian: Nach Nizza begleiten mich meine Freundin Julia und mein Vater Klaus. Wie Anne schon gesagt hat, wird Sven auch vor Ort sein. Nach Hawaii kommt Julia ebenfalls mit.
Vielen Dank für eure Antworten und eure Zeit. Wir drücken euch alle Daumen, die wir haben und wünschen euch einen tollen Wettkampf mit vielen tollen Eindrücken. Habt ihr noch was auf dem Herzen, dass ihr loswerden wollt?
Christian: Geschichten werden nach dem Abenteuer erleben erzählt.
Anne: Ich wünsche den restlichen Bamberger WM-Athleten einen erfolgreichen Wettkampf und ein gutes Gelingen ihrer Ziele.