4 Teutonen auf dem Donauradweg

Gespeichert von Jens Müller am/um Di., 30.07.2019 - 22:33
Datum

Die Donau ist einer der mächtigsten Ströme und mit knapp 2857 km der zweitlängste Fluss Europas. Zahlreiche Kulturstätten liegen in seinem Einzugsgebiet: So passiert die Donau in Fließrichtung zum Schwarzen Meer u.a. die steinerne Brücke in Regensburg (Baubeginn 1135 und damit älteste in Deutschland erhaltene Brücke), die Burg Dürnstein, auf der Richard Löwenherz nach der Rückkehr vom Dritten Kreuzzug von Kaiser Heinrich dem IV. gefangen gehalten wurde, die landschaftlich einmalige Schlögener Schlinge, das Stift Melk (literarischer Spielort eines sehr bekannten Roman), die beeindruckende Stadtbefestigung von Hainburg an der Donau oder aber die österreichische Hauptstadt Wien.

Grund genug für vier DJK’ler, zumindest einen kleinen Teil davon in der Urlaubswoche entlang zu fahren. Regensburg – Vilshofen – Linz – Melk – Wien – Bratislava: Rund 570 km fast immer parallel zum Fluss, so der Plan. Fünf Etappen sollten es werden im Zeitraum vom 01.07.2019 – 06.07.2019.

  1. Etappe: Regensburg – Vilshofen

Wir starteten die Tour um 12:49 Uhr am Regensburger Hauptbahnhof. Der Weg dorthin musste aus Zeitgründen jedoch mit der Bahn überbrückt werden, so dass der eigentliche Tourstart am Bamberger Bahnhof um 09:15 Uhr zu datieren ist. Es war einer der heißesten Tage, die Temperatur kletterte schon gegen Mittag auf über 30 Grad. Der Donauradweg war dank der Beschilderung schnell gefunden. Nach dem Regensburg passiert war, eröffnete sich ein beeindruckendes Panorama: rechts floss die Donau gemütlich in Richtung Schwarzes Meer, links waren die Ausläufer des Bayerischen Waldes zu sehen. Es wurde immer heißer, Michaels Thermometer zeigte 37 Grad an. Nicht sonderlich gut für den Kreislauf. Dann das erste Ärgernis: Aufgrund von Bauarbeiten am Damm galt es, eine Umleitung zu fahren, überwiegend Schotterpisten. Ein Umstand, der bis nach Österreich immer wiederkehren sollte. Nach ca. 55 km eine kurze Pause in Straubing. Die leeren Speicher wieder auffüllen. Schon jetzt kündigte sich von Norden her ein Unwetter an. Auf dem Weg nach Deggendorf kam die Gewitterfront immer näher, verfing sich aber teilweise im Bayerischen Wald, so dass der Ausweichplan, schon in Deggendorf Station zu machen, nicht umgesetzt werden musste. Nach einer kurzen Pause ging es weiter Richtung Etappenziel Vilshofen. Die ersten Tropfen fielen mit Ankunft am Hotel. Dass wir richtig Glück hatten, sollten wir erst am nächsten Tag in den Nachrichten in Linz bemerken. Nach der wohlverdienten Dusche ging es in das angeschlossene Restaurant und der Abend klang mit einem gemütlichen Kurzbesuch an der Donau aus.

Bilanz: 130,31 km in 4:49:44 mit 295 Hm

  1. Etappe: Vilshofen – Linz

Es hatte die Nacht durchgeregnet und das Geräusch von leichtem Nieselregen am Morgen drang durch das geöffnete Fenster in den dritten Stock unserer Unterkunft. Gegen halb acht ging es runter zum gemeinsamen Frühstück. Beim Frühstücksbuffet blieb kein Wunsch offen und so ging es mit guter Stimmung weiter zur zweiten Etappe. Das knapp 125 km entfernte Linz war das nächste Ziel. Gegen 09:00 Uhr rollte der DJK-Zug an und auch der Regen hatten mittlerweile aufgehört. Bereits nach 25 km die erste kurze Pause mit obligatorischem Fototermin am Zusammenfluss der Inn, Ilz und Donau mit anschließendem Kaffee-Stopp in der Innenstadt. Wir sind mittlerweile in Passau und nach kurzem Aufenthalt ging es weiter. Die Grenzüberschreitung geschah vollkommen unwissentlich, nur an den Ortsschildern war zu erkennen, dass wir uns bereits in Österreich befinden mussten. Der Radweg hier glich einer Autobahn und lud gerade zu ein schnell zufahren. Noch vor dem Mittag machten wir dann unterwegs eine Bekanntschaft, die uns bis zum Ende der Tour erhalten bleiben sollte. Ein Rennradfahrer mit Anhänger fuhr uns voraus, offensichtlich auch recht flott unterwegs, so dass wir nicht ganz so einfach aufschließen konnten, wie mancher gedacht hatte. Mit seinem kleinen Rückspiegel hatte er uns (wie er uns später gestand und aufgrund dessen wesentlich schneller fuhr als sonst) bereits gesehen. Beim Überholen kurzer musternder Blick und weiter, nur Ralf kam kurz mit ihm ins Gespräch. Ebenfalls unterwegs nach Linz und so war der Mitfahrer gefunden. Bei der ersten Pause kamen wir dann etwas mehr ins Gespräch. Ole, 27 Jahre und Psychologie-Student aus Norwegen war doch tatsächlich mit dem Rad auf dem EuroVelo 6 unterwegs, vom Atlantik ans Schwarze Meer. Wir teilten unser Essen mit Ole und fuhren von jetzt an gemeinsam. Weiter ging es nördlich der Donau bis zur Schlögener Schlinge. Hier mussten wir das einzige mal eine Fähre nehmen, da der Radweg im Norden einfach zu Ende ging, so jedenfalls die Aussage des Fährmanns. Eine sehr schöne Unterbrechung. Nur wenige Minuten dauerte das Übersetzen und es ging gleich mit vollem Elan weiter. Gegen 16:00 Uhr erreichten wir gemeinsam Linz und unsere Wege trennten sich zunächst. Unsere Unterkunft befand sich in unmittelbarer Nähe zum Donauradweg, Ole übernachtete in der südlichen Linzer Innenstadt. Wir hatten das gleiche Etappenziel am nächsten Tag und beschlossen gemeinsam weiter zu fahren. Im Hotel angekommen die ersehnte Dusche. Auf dem Abendprogramm stand ein Besuch am naheliegenden Badesee mit anschließender Verköstigung dort. Ein obligatorischer Abstecher in die Linzer Innenstadt beendete den zweiten Tag der Tour. Das klimatisierte Hotel bescherte eine angenehme Nacht.

Bilanz: 124,36 km in 4:19:25 mit 232 Hm

  1. Etappe: Linz – Melk

Nach einer erholsamen Nacht genossen wir in aller Gemütlichkeit das nicht ganz so umfangreiche aber trotzdem gute Frühstück und machten uns für die dritte Etappe bereit. Wie verabredet trafen wir Ole an unserem Hotel gegen halb zehn und rollten los. Heute ging es nach Melk. Auch heute wieder der erste Stopp nach nur 20 km. Wir verließen den Donauradweg in Richtung Norden. Eine kleine Anhöhe stelle sich uns in den Weg, die zwar kurz war, uns aber mit rund 14 % Steigung einige physische Kräfte abverlangte. Oben angekommen türmten sich die Mauern eines Reliktes aus dunklen Zeiten auf: Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Der Besuch in der recht gut erhaltenen Anlage nagte auch ein wenig an den psychischen Kräften. Unvorstellbar aus unserer heutigen Sicht, was Menschen hier anderen Menschen vor mehr als 70 Jahren angetan haben. Ein Moment des Innehaltens, der uns weit weg katapultierte. Ein Schwarm Schwalben kreist immer wieder über die Mauern und die Türme hinweg. Einmal ein Vogel sein, wie viele Mensch an dieser Stelle diesen Gedanken wohl schon hatten? Irgendwann sind wir dann weiter, weg von diesem Ort, wieder runter an die blaue Donau. Der bisher eher leere Radweg wurde von jetzt an stetig voller, die Symphonie von vier Fahrradglocken gepaart mit dem Ausruf „rechts fahren!“ wurde zum Dauerbegleiter im Ohr der vier Teutonen. Kurze Mittagsrast in Grein nach ca. 60 km. Irgendwann tauchte dann von Weitem die Silhouette des Stifts Melk auf. Als Handlungsort in Umberto Eccos Roman „Im Namen der Rose“ weltberühmt und durchaus eindrucksvoll bereits von weitem. Auf dem Marktplatz in Melk angekommen trennten sich erneut die Wege zwischen uns und unseres Begleiters Ole. Wir verabredeten uns wieder, die morgige Etappe nach Wien gemeinsam zu fahren. Die Unterkunft lag nicht weit weg vom Donauradweg oberhalb von Melk. Nach einer kurzen und erfrischenden Dusche gingen wir runter in die Innenstadt. Die Hitze des späten Nachmittags begleitet uns auf dem Weg zum Stift Melk, ein beeindruckender Barock-Bau, der zum UNESCO-Welterbe gehört. Ein kurzer Streifzug noch durch den Stift-Garten, bevor die knurrenden Mägen uns zum Essen am Marktplatz überredeten. Es folgte das Übliche Prozedere der Verwirrung: Michael bestellte doppelt, Christian und Jens bestellten abwechselnd das Getränk, das der andere vorher hatte und so war die Bedienung wieder leicht sichtbar irritiert. Zum Ende gab es noch ein Eis auf dem Marktplatz mit bestem Blick auf das Stift und noch einen Absacker.

Bilanz: 110.73 km in 4:04:11 mit 308 Hm

  1. Etappe: Melk – Wien

Das große Ziel naht: die letzte größere Etappe, die es mit Gepäck zu fahren galt, startete gegen halb zehn am Marillenhof in Melk. Als Vorbereitung genossen wir wieder ein hervorragendes Frühstück mit selbstgebackenen Brötchen. Die ersten Kilometer rollte der DJK-Express mit Tender wieder entlang des Donauradweges. Nach knapp einer Stunde Fahrt nährten wir uns Dürnstein. Am Nordufer gelegen thront über der Stadt die einst mächtige Burg Dürnstein, heute nur noch eine Ruine, erbaut Mitte des 12. Jahrhunderts. Ein kurzer Stopp mit obligatorischem Foto erfolgte. Jedoch anders als Richard Löwenherz wurden wir nicht zu unfreiwilligen Gästen. Herzog Leopold V. bzw. Hadmar II. hielten den Englischen König auf seiner Rückkehr vom Dritten Kreuzzug dort gefangen und lieferten diesen später an Kaiser Heinrich VI. aus. Eine Festungshaft blieb uns allerdings glücklicherweise erspart. Nach einer kurzen Hast, bei der Jens und Ole vom DJK-Tross abrissen, kehrten wir zum Mittag in die Bärndorferhütte am Fuße des Atomkraftwerkes Zwentendorf ein. Das AKW wird als die größte Investitionsruine Österreichs bezeichnet, denn es ging tatsächlich nie in Betrieb. Somit mussten wir uns auch keine Sorgen machen und konnten entspannt das Essen genießen. Die Kilometer flogen weiter an uns vorbei, bis wir nach knapp 110 Kilometer einen letzten Stopp kurz vor Wien einlegten. Wir verabschiedeten uns bereits von unserem Begleiter, der am selben Tag noch ein paar Kilometer fahren wollte. Von Norden her rollten wir dann nach Wien ein, ohne direkt zu wissen, dass wir bereits da waren. Es fehlte das Ortsschild auf dem Radweg, so dass wir bereits mitten in Wien zum Halten kamen. Die nun endgültige Verabschiedung von Ole war dann doch irgendwie merkwürdig, hatte er uns doch jetzt fast 3 Tage und 300 km begleitet. Aber Wege trennen sich und Bamberger wissen es: Man sieht sich immer zweimal. Zur Überbrückung der Schlüsselübergabe der Unterkunft genossen Christian, Michael und Ralf einen kurzen Sprung in die Donau, während Jens bei den Fahrrädern ein wenig döste. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung im sechsten Stock mitten in der Wiener Donaustadt diente als Unterkunft, die Räder parkten auf den zwei angeschlossenen Balkonen. Getreu Reinhard Fendrichs Hit „Haben sie Wien schon bei Nacht gesehen, haben sie das schon erlebt?“ war der Plan für den Abend geschmiedet: Essen im nahegelegenen Donau Zentrum und danach mit der U-Bahn zum Stephansplatz. Ein kurzer Rundgang durch die Wiener Innenstadt, vorbei am Stephansdom, der Wiener Hofburg sowie der Österreichischen Nationalbibliothek zur Albertina endete dann mit einem Radler aus der Dose auf einer Parkbank mitten in der Wiener Innenstadt, durchaus stilvoll.

Bilanz: 128,83 km in 4:47:30 mit 239 Hm

  1. Wien – Bratislava

Geweckt von der Geräuschkulisse einer erwachenden Großstadt sollte es am fünften Tag zur letzten Etappe gehen. Heute einmal kein obligatorisches Verstauen der persönlichen Sieben Sachen in die Radtaschen, denn wir kehren heute Nacht zurück. Gegen 09:00 Uhr ging es los, mitten durch die Wiener Donaustadt auf der Wagramer Straße. Ein kurzes Frühstück ausnahmsweise unterwegs beim örtlichen Bäcker. Die letzte Etappe sollte deutlich kürzer werden als die bisherigen und wir ließen es locker angehen. Immer entlang der Donau Richtung Süd-Osten verpassten wir die Abzweigung, die uns eigentlich um das Zentrallager Lobau im Süden Wiens führen sollte. Ein ortskundiger Rennradler half uns aber und so waren wir schnell wieder auf Kurs. Zu viert nebeneinander rollten wir Richtung Slowakei. In Hainburg an der Donau führte der Weg direkt entlang der alten Stadtmauer, die mit 2,5 Kilometern Länge, seinen drei erhaltenen Toren und 15 Türmen eine der ältesten und am besten erhaltenen Stadtbefestigungen Europas darstellt. Eine kurze Pause in Hainburg trennte uns noch von der Einfahrt nach Bratislava. Und dann war es soweit: Über die Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes überquerten wir die Donau und fuhren direkt auf die hoch über der Stadt liegenden Burg zu. Nach einem ausgiebigen Mittagessen in der Innenstadt besuchten wir zunächst St. Elisabeth (Blaue Kirche), erklommen den Burgberg mit den Rädern und betraten die Altstadt von Bratislava durch das Michaelertor, dem einzig erhalten gebliebenem Tor der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Bratislava. Zurück ging es am Abend mit dem Twin City Liner, ein Katamaran, der die Strecke Bratislava – Wien in nur 70 Minuten zurücklegt. Auf dem Weg zum Anleger dann noch eine kleine Überraschung: Ole saß mit seinem Bruder und seinem Vater gerade beim Essen, so dass wir uns noch kurz unterhielten. An Bord der Fähre dann: Zeit für soziologische Studien. Was es so für Menschen gibt, ist doch immer wieder faszinierend. Die Ankunft in Wien planmäßig, auf dem Radschnellweg durch die Wiener Innenstadt zurück in unser Domizil. Den Abend ließen wir im Donau Zentrum ausklingen, weiter schafften wir es heute nicht.

Bilanz: 76.52 km in 2:46:57 mit 167 Hm

Rückfahrt

Ein letztes Mal die Sachen packen, das Rad beladen und die kurze Fahrt zum Hauptbahnhof: So startete der sechste Tag. Telemetrie für diesen Tag Fehlanzeige. Wir hatten bereits knapp 570 Kilometer in den Beinen und rund 1200 Höhenmeter. Wo die allerdings herkamen, ist uns immer noch schleierhaft bei einer Fahrt flussabwärts. Auf dem Weg Ausschau nach einer Frühstücksgelegenheit, am Samstagmorgen in Wien scheinbar keine so einfache Sache. Mit den Worten „der Koch ist grad erst gekommen, noch kein Frühstück, nur Kaffee“ entpuppte sich die avancierte Lokalität als Reinfall, also weiter. Wenige Meter vor dem Bahnhof dann doch noch ein Erfolg. Gestärkt bestiegen wir dann den Zug. Vier Stunden trennten uns jetzt noch von München. Mit dem RE ging es dann weiter über Nürnberg nach Bamberg. Am Abend gegen 19:00 Uhr war es dann geschafft, wir waren wieder am Ausgangsort der Tour.

Fazit: Sehr spannende Tour mit vielen interessanten Sehenswürdigkeiten entlang wunderschöner Natur. Der Donauradweg vor allem in Österreich ist ein wahres Paradies für Radfahrer. Und das beste an der Tour: Keine Stürze, keine Schäden und kein Ärger. So soll es sein, so kann es bleiben.