Marathona di Stelvio – oder 3 Teutonen erobern das Stilfserjoch
Im Herbst 2016 beschlossen Michel, Maria und ich es einmal gemeinsam mit einem Bergmarathon zu versuchen. Hatten wir 3 doch schon Erfahrungen diesbezüglich sammeln können. Intensive Internetrecherche führte uns zur Erstauflage des Marathona di Stelvio, einem Bergmarathon auf den zweithöchsten Gebirgspass Europas mit 2350 Höhnemetern.
Die Vorbereitungszeit war geprägt von langen Läufen mit vielen Trails und Höhenmetern, Woche für Woche.
Am 3. Juniwochenende war es dann soweit. Wir reisten in Marias Wohnmobil nach Prad in Südtirol wo der Lauf am Samstag stattfinden sollte. Den Tag vorher nutzten wir 3 zu einer ausgiebigen Wanderung auf Höhenwegen rund um Prad.
Race day – Pünktlich um 8:30 Uhr wurden Michel, Maria und ich mit 450 Gleichgesinnten auf italienisch, deutsch, englisch und französisch unter tosendem Beifall der Zuschauer auf die Marathonstrecke geschickt. Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen begleiteten uns auf den ersten flachen 16 Kilometern Richtung Glurns und wieder zurück nach Prad. Michel war kurz nach dem Start nicht mehr zu sehen, Maria und ich ließen es ruhig angehen, waren i m Laufe des Tages ja noch einige Höhnemeter zu bewältigen. Wir genossen die tolle Landschaft. Wieder zurück in Prad ging es nun ans „Eingemachte“. Auf einer Strecke von 2 Km waren die ersten 350 Höhenmeter zu überwinden. Maria und ich trennten uns nun und jede lief ihr eigenes Tempo.
Der Weg führte durch den Wald, rechts Felsen steil nach oben, links Felsen steil nach unten und die Läufer auf einem Single Trail Richtung Stilfs – kurz vor dem Ortseingang noch Treppen bergauf mit einer Steigung von mehr als 20%. In Stilfs die Halbmarathonmarke. Über Wander- und Wirtschaftswegen ging es immer weiter bergauf an einem Wildgehege vorbei.
Nun war Schluß mit befestigten Wegen, wir liefen nun ausschließlich auf Single Trails immer weiter bergauf. Bei km 26 der erste Blick auf einige Dreitaußender samt Ortler mit seinen fast 4000 Metern – schneebedeckt. Die Kulisse entschädigte für die bisherigen Anstrengungen.
Bei etwa km 28 verließen wir die Baumgrenze auf etwa 2150 Metern Höhe. Der Weg führte uns immer weiter nach oben.
Bei km 29 werde ich von einer 3er Gruppe ziemlich zügig überholt – eine der Läuferinnen kommt zu mir zurück und meint, ich würde ab jetzt aus der Wertung rausfallen, da alle die nach ihnen laufen das Ziel nicht mehr in 8 Stunden erreichen würden, ich aber trotzdem weiterlaufen könne. Das waren also die „Besenläufer“! Für mich war das aber kein Problem, da ich sowieso in der „Just for Fun“ Kategorie gestartet war und sowieso nicht in die Wertung gekommen wäre. Was die Dame aber vergessen hatte zu sagen, ab jetzt gab es keine Verpflegungsstationen und auch keine Wegmarkierungen mehr (die wurden sehr zügig abgebaut nach den Besenläufern)! Ich hatte, vielleicht in weiser Voraussicht, meinen Trinkrucksack dabei und ausreichend Gels, so dass das für mich kein Problem darstellte. Die fehlenden Wegmarkierungen waren etwas anderes, aber vor mir sah ich immer wieder Läufer, so dass ich zumindest grob die Richtung erkennen konnte. Km 30 , 2500 Meter Höhe (laut meinem Garmin), jetzt wurde der Weg immer schwieriger – Geröllpassagen wechselten mit Trampelpfaden –
jetzt mussten wir wieder 300 Meter bergab – ich fragte mich Warum! – aber gut auch das war überstanden. Bei km 35 die 25. von insgesamt 48 Kehren der Stilvserjoch Passstraße. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen.
Ganz oben sah ich Gebäude – da musste ich rauf, noch 7 km und 600 Höhenmeter!
Immer wieder der Blick nach oben, mobilisierte ich meine letzten Reserven und marschierte zügig eine Kehre nach der anderen dem ersehnten Ziel entgegen. Auf den letzten 2 Kehren begleiteten mich Michel und Maria die schon vor mir angekommen waren. Nach 8 Stunden und 40 Minuten hatte ich endlich das Ziel auf 2750 Metern erreicht. Michel brauchte für die Strecke 6:51 h und Maria 7:16 h.
Fazit: Ein Bergmarathon vor gigantischer Kulisse der mich persönlich an meine psychischen und physischen Grenzen gebracht hat, den ich aber nicht missen möchte.
Micha