Mein erstes Mal
Dank Steff war es am 09.10.2016 so weit, ich lief meinen 1. Marathon. Normalerweise hat man ein Ziel und trainiert daraufhin, bei mir war es anders, ich habe trainiert ohne ein konkretes Ziel vor Augen. Unter der Woche Montags mit der Stadt Bamberg-Laufgruppe, am Mittwoch mit der djk und am Wochenende lange Läufe, zur Kathi, zur Giechburg, ganz egal, böse Zungen behaupten ich würde für ein Bier oder Kaffee und Kuchen überall hinlaufen, na egal jeder muss sich seine eigenen Ziele setzen.
Ende August machte mich Steff darauf aufmerksam, dass ich doch so gut trainiert wäre um endlich einen Marathon zu laufen, sie schlug vor, dass wir am Schwarzwald Marathon teilnehmen könnten, sie hätte Zeit und Lust dazu, aber zu diesem Zeitpunkt belächelte ich noch ihr Vorhaben.
Ich und Marathon auf keinen Fall.
Aber der Gedanke wollte nicht so ganz wieder aus meinem Kopf verschwinden und so langsam konnte ich mich sogar mit dem Gedanken etwas anfreunden.
Steff ließ nicht locker und teilte mir den genauen Termin mit
und dann war es auch in meinem Kopf soweit, ja ok, ich bin dabei. Ich hatte noch 4 Wochen Zeit mich vorzubereiten.
Am Samstag den 08.10.2016 holte mich Steff ab und wir fuhren 3,5 Stunden in den Schwarzwald. Ca. 40 km vor Bräunlingen sagte sie: So, jetzt sind es noch 40 km, das ist die Strecke die wir morgen zu Fuß machen müssen
15 Minuten später, Steff: Also 40 km sind schon echt weit und dauern ewig und das obwohl wir mit dem Auto mit 120 km/h unterwegs sind. Da war er wieder der Motivationscoach
Am nächsten Tag war es so weit, wir waren bereits um 8 Uhr an der Stadthalle in Bräunlingen und haben uns dort mit Freunden von Steff getroffen, noch mehr so verrückte Ultras.
Dann haben wir uns im Startblock für 4 Stunden eingereiht, meine Zielzeit war 3:59:59. Jetzt war ich ganz schön nervös. Und während wir auf den Startschuss warteten gab mir Steff noch einen kurzen Abriss über die Strecke: also die ersten 2 Kilometer gehen hier schön durch den Ort, dann geht es ziemlich fad 21 Kilometer stetig Berg hoch, aber dann bei Kilometer 23 geht es wieder 19 Kilometer bergab, allerdings ziemlich langweilig durch den Wald, aber dann die letzten 2 Kilometer sind wieder richtig cool. Wow, das waren richtig gute Aussichten
aber zum abhauen war es jetzt zu spät.
Die ersten 5 Kilometer in 25 Minuten, das war ganz schön schnell, die ersten 10 Kilometer in 53 Minuten das war richtig gut. Meine Kommunikation wurde immer einsilbiger, ich antwortete nur noch mit hm oder mm. Aber das war für Steff kein Probelm, es gab genügend Mitläufer, die sie in ein Gespräch verwickeln konnte.
Steff versuchte auch Mitläufer die sich ersichtlich quälten zu motivieren, mit Weiter so! Spitze! Ach du bist Staffelläuferin, blöd dass ausgerechnet du den Abschnitt mit der krassen Steigung da vorne bekommen hast. Laufen kann sie, aber motivieren ist einfach nicht ihre Stärke. So schaltete sie nahezu alle Läufer um uns herum aus.
Ab Kilometer 20 kam meine scheißegal-Phase, egal ob 4 Stunden, 4,5 oder 5 Stunden, mir tut alles weh, es ist kalt, windig und es regnet, hauptsache überhaupt ankommen. Von da an schaute ich nicht mehr auf meine Uhr, weil scheißegal.
Aber Steff war tapfer, sie ist immer 2 Meter vor mir gelaufen und hat mich unglaublich mitgezogen.
Ab Kilometer 30 tauchte ständig der Notarzt mit dem Rad neben uns auf. Bei Kilometer 35 fragte Steff den Notarzt: sehen wir so scheiße aus? Oder warum fährst du dauernd neben uns her? Aber der gute Mann wollte nur seine Schäfchen beieinander halten und erzählte uns, dass der Schwarzwald Marathon der 1. Marathon der Welt war , an dem offiziell eine Frau teilnehmen durfte. Bei Kilometer 37 fragte er mich wo wir herkommen, aber meine Aussprache war wohl nicht mehr so deutlich: Bam
be
.rch! Woher? Bam
b
er
ch!
Er schaute auf die Uhr und teilte mir mit, dass es bei uns wahrscheinlich eine Zeit unter 4 Stunden werden würde. Darauf hauchte ich nur noch: mir wurscht lag wahrscheinlich an der reduzierten Sauerstoffaufnahme in meinem Hirn. Es hat etwas gedauert, aber genau das war die Schlüsselsituation, jetzt schaute ich auch wieder auf meine Uhr und stellte fest, geil, wir haben nur noch 5 km und dafür haben wir noch 30 Minuten Zeit um unter 4 Stunden zu bleiben.
Das schaffen wir!!! Von da an habe ich all meine Kräfte zusammengesucht und bin so schnell gelaufen, wie ich noch konnte. Natürlich immer mit Steff an meiner Seite. Endlich, Kilometer 40, jetzt kamen die 2 coolen Kilometer durch den Ort und auf der Zielgerade konnten wir nochmal so richtig anziehen und einen grandiosen Endspurt hinlegen. Gemeinsam haben wir die Ziellinie nach 3:55:06 Stunden erreicht. Unfassbar! Ich war so glücklich!
Vielen Dank Steff! Du warst großartig!
P.S: Steff wurde 2. in ihrer Altersklasse. Ich wurde 4. in meiner Altersklasse
Silke
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