Mario
Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Strecke ist halbe
Strecke. Soweit die Theorie. Die Praxis ist dann doch anders.
Mario darf mit den anderen Radfahrern 4 Minuten früher
starten und schon mal ein geeignetes Plätzchen für den ersten Wechsel suchen.
Abgemacht war, nach jeweils 1km die Rollen zu tauschen. Pünktlich um 17:00Uhr
fällt dann der Startschuss für die Marathonläufer, ab jetzt läuft auch die
Zeit. Als Vierter laufe ich über die mit dem Schuh in den Schotter gekratzte
Startlinie und wundere mich erstmal über das fehlende Gedränge, das bei anderen
Läufen am Anfang herrscht. Noch im Wald einen kurzen schmalen Pfad hinunter, da
steht Mario, bereit loszulaufen. Ich schnappe mir Rad und Helm, Mario düst los
und holt auch kurz darauf die Drittplatzierten ein. Nach dem nächsten Wechsel
bergauf überholen sie uns zwar, müssen aber auf den nächsten 2 Kilometern doch
einsehen, dass Mario und ich schneller sind. Jetzt tauchen die Schlusslichter
des Halbmarathons auf, einer versucht irgendwie seinen Schlauch vom Hinterrad
zu flicken.
Auf dem Weg nach Wüstenahorn müssen wir auch die
Zweitplatzierten überholt haben. Sie waren anscheinend gut versteckt zwischen
den Halbmarathonis. Jedenfalls liegen wir ab dem Wolfgangsee an 2. Stelle, und
den Platz geben wir bis zum Schluss nicht mehr her.
Ich kämpfe mich nach der Kleingartensiedlung über Wurzeln
und sonstiges Geäst einen ziemlich steilen Pfad nach oben, während Mario mit
Rad eine schöne breite Straße nehmen darf. Noch ein Stück um die Sportplätze
und ich treffe wieder auf Mario, der erstmal über die steile Straße schimpft.
Jetzt geht es wieder mit hohem Tempo zurück nach Scheuerfeld, durch den Ort
vorbei an Sabrina, die uns den 2. Platz bestätigt. Bedenken habe ich im Wald
Richtung Schloss Callenberg wegen unserem Fahrrad: Hier sind sonst etliche
Leute mit Pferden unterwegs, und die verlieren hin und wieder mal einen/zwei
Hufnägel. Wir haben Glück, auf der ganzen Strecke kein Plattfuß. Im schattigen Wald
könnte es fast romantisch sein, aber da sind viele, die den Halbmarathon etwas
langsamer absolvieren und in Schlangenlinien überholt werden müssen. Für den
Radler ist die Strecke runter zur Staatsstraße eine echte Erholung, aber wo es
runter geht, geht´s auch wieder rauf! Nach der Umrundung des Goldbergsees geht
es mit Sambaklängen nach oben Richtung Schloss. Mario muss sich auf dem Rad
echt plagen, kein Vorteil mehr gegenüber dem Läufer, manche schieben sogar ihr
Rad bergauf. Ab dem Schloss muss ich den letzten steilen Anstieg auf dem Rad
hinter mich bringen. Oben geht es dann wieder mit hohem Tempo zurück nach
Scheuerfeld
Ab der 2. Runde sind die Abschnitte Laufen/Radfahren
zwischen Mario und mir vertauscht, d.h. ich beginne die 2. Runde mit dem Rad, Mario
läuft. Von dem Team hinter uns ist nichts mehr zu sehen, der Abstand ist groß
genug. Der Abstand zum Team vor uns allerdings auch! Mario darf
jetzt den Wurzelweg vom Wolfgangsee hochlaufen/gehen. Jetzt versteht er auch,
dass er in der 1. Runde hier ein bisschen auf mich warten musste. An der
nächsten Versorgungsstation werden zum letzten Mal die Flaschen aufgefüllt. Die
Beine werden auch langsam schwerer. Regelmäßiger Wechsel nach 1km, Tempo
halten, durchhalten bis zum Ziel. Am letzten Berg nach oben mag die
Vorderradbremse nicht mehr. Zum Glück gibt keine Abfahrt mehr und wir freuen
uns bereits auf das Ziel, das wir mit 3:04:58 erreichen. Wir sind auf dem 2.
Platz, in der AK 1. Platz.
Fazit: Die Wechsel vom Laufen zu Radfahren sind doch
anstrengender als es aussieht, d.h. es mehr Energie nötig als für zwei
Halbmarathons.
Harald Kreuzer