Regensburg Marathon (von Claus Pfaffenberger)
Pfingstmontag, 12. Mai 2008:
Ich liege bei 26°C am Strand von Callantsoog an der holländischen Nordseeküste und betreibe Regeneration in Vollendung, Regeneration von über 1000 Trainingskilometern seit meinem letzten Urlaub Anfang Januar in Ägypten, Regeneration von drei Halbmarathons und einem Marathon in dieser Zeit.
Rückblick:
Sonntag, 27. April 2008: Staffelstein Halbmarathon
Nach zwei 1:26er Halbmarathonzeiten Anfang März in Schweinfurt und am Ostermontag in Scheßlitz sollte es im dritten Anlauf noch einen Tick schneller und somit eine neue Bestzeit werden, wenn gleich ich bei diesem Unterfangen sowohl den nur eine Woche später stattfindenden Regensburg Marathon im Kopf als auch die teilweise warnenden Worte meiner Kollegen in den Ohren hatte. Zugegeben, eine optimale Wettkampfplanung schaut vielleicht ein bisschen anders aus, aber irgendwie wird schon beides klappen. Meine Taktik war einfach zu schauen, wie es geht, und falls es gut geht, durchzuziehen und es ging gut. Wie in den beiden vorherigen Rennen lief ich die erste Hälfte mit einem Schnitt von 4:00 min/km anders als in den beiden vorherigen Rennen konnte ich diesen Schnitt aber auch durchhalten. Ob es an dem Gel lag, das mir von Karl empfohlen wurde und das ich bei km 10 und 15 zu mir nahm, oder an der einen oder anderen schnellen Trainingseinheit, die ich in der Zwischenzeit noch absolviert hatte ich weiß es nicht. Ich war jedenfalls happy mit meiner neuen Bestzeit von 1:24:04 und hatte den drohenden Regensburg Marathon irgendwie völlig verdrängt
Sonntag, 04. Mai 2008: Regensburg Marathon
Eigentlich hatte ich für das Frühjahr nur Halbmarathons und kürzere Läufe geplant, aber irgendwie wurde mit jedem Kilometer im Training die Lust größer, diese Phase mit einem Marathon zu beenden, bevor es in den Urlaub geht. Und da bot sich dieses verlängerte Wochenende um den 1. Mai und das schöne Regensburg einfach an.
Die nur sieben Tage seit Staffelstein hatte ich mich lauftechnisch auf das nötigste beschränkt: zwei Tage gar nichts, am Mittwoch einen 12er, davon 5 km im geplanten Marathontempo, und am Freitag noch mal 5 x 1000 m im gleichen Tempo. Direkt danach brachen meine Frau und ich in Richtung Bayrischer Wald auf. Wir hatten uns für eine Nacht in einem schönen Hotel eingemietet, in dem wir an diesem Abend den modernen Wellness-Bereich (Sauna nur in Maßen !!!) und das leckere Essen genossen. Am Samstag ging es dann weiter nach Regensburg. Nach ein bisschen Shopping, bei dem uns in den Arcaden zufällig Anja und Gregor über den Weg liefen, stand am späten Nachmittag der obligatorische Besuch der Marathonmesse an. Versorgt mit Startnummer, ein paar Gels, einer Portion Nudeln und sonstigem Kram ging es relativ früh zurück ins Hotel, schließlich klingelte am nächsten Morgen schon um 6.00 Uhr der Wecker. Das Frühstück fiel wie gewohnt spärlich aus: Wasser (angereichert mit ein bisschen Salz und Magnesium) und Brot (helles Brötchen mit Honig), dazu noch etwas Obst (Banane, Birne). Anschließend das fast schon rituelle Anlegen der bereits am Vorabend bereitgelegten Ausrüstung inklusive einiger Pflaster auf die strapazierten Fußballen.
Das Wetter war wie vorhergesagt herrlich: Sonnenschein, ca. 8°C, in Lauf des Tages auf ca. 18°C steigend. Bereits um 7.30 Uhr, eine Stunde vor dem Start, erreichte ich das Marathon-Gelände. Somit hatte ich genügend Zeit für die letzten Vorbereitungen und konnte mir auch noch ein letztes Mal Gedanken über mein persönliches Ziel für diesen sechsten Marathon seit meinem Debüt im Jahr 2005 machen:
- eine Zeit unter 3:19 (= bisherige Bestzeit): das sollte es auf jeden Fall werden
- eine Zeit unter 3:10: das sollte grundsätzlich auch möglich sein wenn nur das Rennen am vergangen Sonntag nicht gewesen wäre
- eine Zeit unter 3:00: das ist höchstens ein Fernziel und somit Zukunftsmusik
Dennoch suchte ich aus unerfindlichen Gründen kurz vor dem Start den Mann mit dem Luftballon, auf dem die 2:59 prangte, und mit ihm, Gregor und einigen anderen absolvierte ich nach dem Start die ersten Kilometer durch die Regensburger Innenstadt mit einem Schnitt von 4:10 bis 4:15 min/km. Weiter ging es an der Donau entlang, vorbei an der Walhalla und durch mehrere kleine Dörfer zur Wende bei km 21 in Illkofen. Das Tempo des Zugläufers auf der ersten Hälfte war gleichmäßig und die Zeit bei km 21,1 lag mit dann auch voll im Plan (knapp unter 1:30). Ein neuer Zugläufer übernahm den Rückweg und erntete direkt auf den ersten Kilometern von der sich langsam auseinanderziehenden Gruppe ein paar zu schnell-Rufe. War der junge Mann wirklich zu schnell oder ließen bei dem einen oder anderen schon die Kräfte nach ? Ich wunderte mich jedenfalls, dass ich noch bis km 28 (Zeit 1:59) mit der Gruppe mithalten konnte, dann musste aber auch ich langsam abreißen lassen.
Das letzte Drittel lief ich dann mein eigenes Rennen ohne Anführer und spulte die letzten 14 Kilometer zwar auch konstant aber jeweils 30 Sekunden langsamer in 4:45 Minuten herunter. Meine Gels zog ich mir bei km 15, 25 und 35 rein, dazu an fast jeder Station einen halben Becher Wasser. Auf den letzten 10 bzw. 5 Kilometern bogen die zahlreichen später gestarteten Halbmarathon- und 10-km-Läufer mit auf die Strecke ein und so konnte ich in diesem bunten Feld die letzten Kilometer durch die Regensburger Altstadt vorbei an Tausenden von Zuschauern über die Steinerne Brücke sogar ein bisschen genießen, ohne das Allerletzte zu geben. Und auch die zwei kleinen Blasen außerhalb des abgetapten Bereiches behinderten mich dabei nicht wesentlich. Die Uhr blieb schließlich bei 3:07:12 stehen - eine Zeit, die ich echt nicht erwartet hätte jedenfalls nicht an diesem Tag unter diesen Umständen.
Gregor gab im Gegensatz dazu am Ende alles und wurde dafür belohnt. Er erreichte mit 2:59:46 sein Ziel, einen Haken hinter der 3-Stunden-Schallmauer zu machen.
Ich möchte mich bei allen Lesern dafür entschuldigen, dass dieser Artikel so lang wurde. Aber im Urlaub hat man so unendlich viel Zeit vor allem an so einem Tag am Meer ;-) Zeit zum Schreiben und Zeit für Regeneration wobei es damit nach nun 8 Tagen eigentlich auch mal genug ist. Meine Sportsachen hab ich natürlich schon dabei und ich glaube, morgen ist ein guter Tag für einen Lauf hinter dem Deich oder eine Rundfahrt mit dem Rad durch Noord-Holland. Außerdem wird es Zeit, dass ich endlich meinen neu erworbenen Neoprenanzug einweihe und meine ersten Erfahrungen mit so einem Ding sammle. Schließlich will ich trotz Schwimm-Defiziten im Sommer auch mal einen Triathlon bestreiten. Da trifft es sich gut, dass die Nordsee im Moment nur ca. 15°C hat
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