Seit Herbst letzten Jahres
bin ich Mitglied in unserem Triathlonverein. Mit dem Ziel, auch mal an dem einen
oder anderen Wettkampf teilzunehmen, habe ich einen Kraulkurs gemacht und
versucht, die Trainingsratschläge für schnelleres Radeln sowie Laufen
umzusetzen. Doch so einfach war es nicht. Ich kam wenig zum Trainieren, weil ich
beruflich neue Aufgaben bekommen hatte. Und das mit dem Kraulen klappte auch
nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. So war der Sommer gekommen und ich
traute mir immer noch keinen Volkstriathlon zu. Als mein Mann mich fragte, ob
ich gemeinsam mit ihm beim Alzenauer Triathlon Anfang September mitmachen wolle,
dachte ich, dass ich das schon schaffen würde, weil ich mich ja im Sommerurlaub
darauf vorbereiten könnte. Also meldeten wir uns an.
In der Woche vor dem
Wettkampftermin schlief ich schlecht. Meine Wettkampfvorbereitung mit
Bergwandern, Serpentinenstraßen hoch radeln und Schwimmen, wenn wir mal an einem
der oberitalienischen Bergseen vorbeigekommen waren, erschien mir zu wenig
zielgerichtet gewesen zu sein. Meinen nagelneuen Neoprenanzug hatte ich nur zwei
Mal ausprobieren können. Zudem zeigte sich das Wetter wenig einladend mit
herbstlich kühlen Temperaturen und Regenfällen. Und das Schlimmste: Mein Mann
war krank geworden und konnte nicht antreten! Meine Motivation war gleich null.
Trotzdem überwand ich mich
dann doch noch und packte am Vorabend des 09.09.2007 mein Rennrad ins Auto,
suchte meine Sachen zusammen und ließ mir Ratschläge zum Wettkampf geben. Gegen
sechs Uhr in der Früh musste ich losfahren. Alzenau liegt im Norden des
unterfränkischen Landkreises Aschaffenburg an den westlichen Ausläufern des
Spessarts. An den Kennzeichen der Autos auf dem Parkplatz vor dem Sportgelände,
merkte ich, dass es nicht weit bis Hanau, Offenbach und Frankfurt am Main ist.
Ich glaube, dass ich die Teilnehmerin mit dem weitesten Anfahrtsweg war.
Der Alzenauer Triathlon wird
gemeinsam von der Wasserwacht und dem Leichtathletik-Team Alzenau veranstaltet.
Es waren knapp 600 m im Meerhofsee zu schwimmen,
22.8 km Rad zu fahren (zwei
Runden) und 6.3 km auf einer Wendestrecke zu laufen. Nach dem Abholen der
Startnummer
hatte ich noch etwas Zeit und wollte mir den See und die Wechselzonen ansehen.
Aber hier war der Aufbau noch in vollem Gang. Also reihte ich mich in die immer
größer werdende Menge, der auf die Wettkampfbesprechung Wartenden ein und
musterte meine Mitstreiter/innen. Von Profis mit echter Triathlonausrüstung
bis zu jüngeren und älteren Hobbysportlern mit Baumwoll-T-Shirt, Trekkingrad und
Bauchansatz war alles vertreten. Das fand ich sehr sympathisch!
Nach der
Einweisung marschierten wir gemeinsam zum Wechselbereich Rad-Lauf am Rand des
Sportstadions und deponierten dort unsere Laufsachen an einem beliebigen Platz.
Anschließend zogen wir in einer Art Prozession mit unseren Rädern zum ca. ein
Kilometer entfernten See. Da der ausgegebene Stoffbeutel für unsere Sachen viel
zu klein war, halfen meist die Familienangehörigen beim Tragen oder man
verwendete einen Rucksack, manche balancierten gar ihre Ausrüstungskiste auf dem
Rad.
Am
Seeparkplatz angekommen, wurden wir entsprechend unserer Startgruppe den
verschiedenen Zonen zugeteilt. Ich gehörte zu der für Damen und Mixed-Staffeln.
Da stand ich nun und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Halterungen für
die Räder gab es nicht. Wer Glück hatte, fand einen Baum zum Anlehnen (da hatten
die Leute mit Ständern an den Trekkingrädern echte Vorteile!). Als ich gerade
meinen Neo anziehen wollte, wurde ich von meiner Nachbarin gefragt, was man den
hier tun müsse. Ich erzählte ihr, dass ich so was auch noch nie gemacht habe.
Dies bekamen noch weitere Frauen mit und meinten, dass dies auch ihr erster
Triathlon wäre. Unser gemeinsames Lachen nahm uns etwas von der Anspannung.
Mittlerweile war der Begleiter einer der Frauen angekommen, wurde uns als
erfahrener Triathlet vorgestellt und gab uns auch gleich hilfreiche Tipps zum
Einrichten unseres Wechselplatzes. Doch wohin sollte ich denn nun mit meinen
Klamotten? Und hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht, wo man seinen
Autoschlüssel während des Wettkampfs hin steckt? Auf einmal hieß es, es würde
ein Zelt geben, wo man seine Sachen abgeben könne, aber was wir mit dem
Neoprenanzug nach dem Schwimmen machen sollen, wusste niemand. Also tigerte ich
in Neo, mit Bademütze, ‑brille und meinem Rucksack über der Schulter durch den
Eingang des Strandbades hinunter zum Seeufer. Da stand auch wirklich ein Zelt,
aber es gab keine Helfer, die das Gepäck entgegennahmen, so dass ich es einfach
am Weg ablegen musste.
Die einzelnen
Startgruppen wurden in zehnminütigem Abstand losgeschickt, so konnte ich den
Schwimmstart der Männer vor uns beobachten. Die Schwimmstrecke war leider nur
zum Teil einsehbar und führte zu der kleinen Insel in der Mitte des Sees, an ihr
entlang und von dort nach einer 360-Grad-Wende zum Ausstieg. Da ich die 17 Grad
Wassertemperatur wenig einladend fand, machte ich, wie die meisten, nur wenige
Züge zum Einschwimmen. Kurz vor dem Startschuss reihte ich mich, meiner
langsamen Schwimmgeschwindigkeit entsprechend, in der hintersten Reihe ein.
Zum Glück
waren wir nur wenige, so dass ich schon nach wenigen Kraulzügen niemanden mehr
um mich herum hatte. Als ich das erste Mal nach vorne guckte, wusste ich auch
warum, denn ich war von der Ideallinie abgekommen. Bei meinem hektischen
Versuch, dies zu korrigieren, schaufelte ich mir eine Ladung Wasser in die
Luftröhre, musste heftig husten und konnte nicht mehr kraulen. Also versuchte
ich es mit Brustschwimmen, was mit Hustenattacken auch nicht viel besser ging.
Am liebsten wäre ich erst mal aus dem Wasser gestiegen. Als mir bewusst wurde,
dass sich die bunten Badekappen der letzten Brustschwimmerinnengruppe bereits so
weit entfernt hatten, dass ich sie kaum mehr sehen konnte, versuchte ich wild
entschlossen, mich irgendwie im Wasser vorwärts zu bewegen und nicht zu weit von
den Markierungen abzutreiben.
Es war ein
harter Kampf bis ich zur großen Boje kam, die ca. 2/3 der Strecke anzeigte. Ab
da ging es nur noch geradeaus bis zum Ufer. Ich fand in meinen Kraul-Rhythmus
und kam der letzten rosa Bademütze sogar etwas näher. Auf einmal war sie weg. Es
dauerte eine Weile, bis ich merkte, warum die Zuschauer so aufgeregt riefen und
gestikulierten, fast hätte ich das Ziel verpasst. Beim Rausklettern aus dem See
drehte ich mich kurz um und erkannte tatsächlich noch ein, zwei Köpfe im Wasser.
Auf dem Weg zu meinem Rad schnappte ich mir dann noch meinen Rucksack und lief
mit ihm im Arm in die Wechselzone.
Dort sah es
aus, wie auf einem Schlachtfeld, überall lagen Sachen verstreut herum. Eine
meiner Kolleginnen sah ich noch mit dem Rad davoneilen, sonst war ich alleine.
Ich schälte mich so schnell wie möglich aus dem Neoprenanzug, streifte mir
Socken, Radschuhe, Windweste, Ohrwärmer, Helm und Brille über - vergaß auch
nicht, meinen Autoschlüssel aus dem Rucksack zu kramen und in meiner Weste zu
verstauen - ließ meine Sachen auf dem Handtuch liegen (sie passten ja sowieso
nicht in den mit der Startnummer beschrifteten Beutel) und rannte mit meinem Rad
los.
Nach dem
Aufsteigen und den ersten Metern Radeln ging es immer besser und machte mir
richtig Spaß. Wumm - was war das? Als einer der Schnellen mit Scheibenrad an mir
vorbeirauschte, wäre ich vor Schreck, wegen des mir unbekannten Geräusches, fast
vom Rad gefallen. Am ersten kleinen Anstieg konnte ich eine Frau überholen,
wenig später dann noch eine zweite. So legte ich fast die ganzen zwei Runden
zurück, links zogen die Männer in hohem Tempo an mir vorbei, aber ich bekam
keine Konkurrentin mehr zu sehen. Erst kurz vor dem Wechsel traf ich auf eine
Mountainbikerin. Als ich sie gerade überholt hatte, witterte sie wohl durch
meine leicht klappernde Schaltung eine Chance und versuchte, sich wieder vor
mich zu schieben. Doch das wollte ich nicht zulassen und schaffte es, ihr zu
entfliehen.
In der
nächsten Wechselzone angekommen, nahmen mir gleich fleißige Helfer das Rad ab.
Meine Sachen konnte ich gut finden, mit Hilfe eines Schuhlöffels in die gebunden
bereitstehenden Laufschuhe schlüpfen und mir am Verpflegungsstand einen Becher
Wasser greifen (für die bereitliegenden halben Bananen hatte ich keinen Sinn).
Meine Beine fühlten sich wie Blei an. Die Strecke führte zunächst leicht
abwärts. Sehr unangenehm war, dass ich Seitenstechen bekam und es, obwohl ich
mich auf die richtige Atmung konzentrierte, einfach nicht weg kriegte. Die
Kilometermarkierungen erschienen mir viel zu weit auseinander zu liegen. Am
Wendepunkt gab es Wasser und dann ging es den ansteigenden Waldweg wieder
hinauf. Auf einmal konnte ich immer besser laufen. Eine Frau tauchte vor mir
auf, der ich mich an die Fersen heftete. Auf dem letzten Kilometer zog die
wohlbekannte Mountainbikerin mit leichtem Schritt an uns vorbei (auf ihrem
T-Shirt stand was von Laufgruppe).
Das Ziel
rückte immer näher, wir kamen ins Stadion und ich hoffte auf eine Gelegenheit
zum Überholen. Ich lief immer schneller - meine Konkurrentin auch -, ich rannte,
was ich konnte - sie wurde aber auch nicht langsamer - und so erreichten wir die
Ziellinie. Im Zielbereich konnte ich kaum glauben, dass meine Stoppuhr eine Zeit
anzeigte, mit der ich nie gerechnet hätte: 1:37:52. Zur Feier des Tages holte
ich mir einen Becher Leitungswasser (etwas anderes gabs nicht) und ließ mir
auch noch mal nachschenken.
Bei den Männern siegte Adi
Kohr (AK 35-39) in 1:09:07. Bei den Frauen Karin Waid (AK 40-44) in 1:13:43.
Meine Altersklasse 40-44 war mit sechs Frauen am Stärksten besetzt, ich wurde
vorletzte, aber immerhin zwölfte Frau von insgesamt 26. Und von den 194
Teilnehmern in der Einzelwertung erreichte ich Platz 142.
Der Alzenauer Triathlon hat mir viel Spaß gemacht, denn
er ist ein echter Volkstriathlon, der den verschiedensten Ansprüchen gerecht
wird. Es nehmen viele Leute aus der Umgebung teil, die sich kennen und wohl
regelmäßig jedes Jahr kommen. Wenn man nicht ganz so trainiert oder älter ist,
braucht man keine Scheu zu haben. Für mich als Triathlonneuling war das ideal.
Die Organisation war, bis auf kleine Schwächen, sehr gut und die Helfer super
nett. Ich kann diesen Wettkampf nur weiterempfehlen.
Einige Verbesserungsvorschläge möchte ich jedoch
anbringen: Nicht gut fand ich die zu kleinen Wechselbeutel sowie die mangelnde
Information zu deren Transport. Erstaunt war ich, die Sachen im Stadion, soweit
es möglich war, fein säuberlich den Nummern zugeordnet vorzufinden. Allerdings
gab es auch einen größeren Haufen an Dingen, bei denen das nicht möglich gewesen
war. Die Helfer waren zum Glück gerne bereit, bei der Suche zu unterstützen.
Ärgerlich war auch, dass es nach dem Zieleinlauf nur
Leitungswasser gab, denn hier wären mir ein paar Mineralien und eine Banane sehr
recht gewesen. Der Verkauf von Getränken, Brötchen, Kaffee und Kuchen war leider
sehr umständlich organisiert. Zudem waren die Preise recht hoch. Hinzu kommt,
dass man sich erst mal Geld holen muss, denn im Wettkampfdress hat man seinen
Geldbeutel wohl nicht dabei. Um an etwas zu Essen oder zu Trinken zu kommen,
musste man sich dann erst einmal in einer langen Schlange einreihen um einen Bon
zu erwerben, dann wieder ewig anstehen für die Ausgabe. Da konnte man dann
sehen, dass z.B. die Kuchenstücke sehr winzig waren, so dass man sich wieder
anstellen musste....
Alles in allem war mein erster Triathlon in Alzenau ein
großes Erlebnis, an das ich mich noch lange erinnern werde. Nur schade, dass ich
es nicht mit meinem Mann teilen konnte!