Bevor ich auf den Tag an sich eingehe, werde ich euch kurz
den Weg dorthin beschreiben. Einen Ironman erfolgreich zu gestalten erfordert
Disziplin, Beharrlichkeit und Stehvermögen. Nicht am 24.06.2007, sondern von
Januar bis zum 24.06.2007. Diese Zeit kann oft härter sein und mehr von einem
abverlangen als der Ironman.
Wer dieses Training durchzieht, wird im Normalfall auch
finishen.
Sonntagmorgen, 3Uhr 30 der große Tag beginnt. Schell noch 2
Brötchen geschmiert und die Sachen unter Arm genommen und ab zu Gregors Auto.
Auf der Fahrt dorthin steigt die Anspannung. Noch die letzten Tipps (wie schon
hundertmal davor) von Gregor geben lassen und um 5:00 Uhr endlich da.
Einchecken, Fahrradaufpumpen, kurzes Interview mit Gregor,
Trinkflaschen voll machen, Kleidung wechseln und den Weg vom Wasser zu Fahrrad
einprägen.
Jetzt wird es Ernst. So wie geplant ordne ich mich rechts
vorne in der zweiten Reihe ein.
Die ersten 500 Meter des Schwimmens verlaufen auch optimal-
keine Schläge, gutes Tempo, freie Fahrt. Doch dass man dann schon nach gefühlten
600 Metern mit dem Überholen der anderen Startgruppen anfangen muss, hätte ich
nicht erwartet. Sei es drum, konzentriert weiter deinen Stiefel durchschwimmen.
Bis ca. km 3 lief das auch alles perfekt nur dann
verkrampfte mein Bein und ich musste mich ein wenig dehnen. Egal geht schon
wieder weg. Letzte Wendeboje und dann noch mal Vollgas.
Die letzten Meter schon mal auf den Wechsel konzentrieren.
Aus dem Wasser und was sagt die Uhr- 1 Stunde und 4 Minuten- eine Minute unter
Plan. Beim Wechsel habe ich mir dann ein wenig Zeit gelassen. Hatte Angst beim
Neopren ausziehen wieder Krämpfe zu bekommen.
Doch es passierte erstmal nichts mehr und ich konnte
problemlos auf mein Fahrrad aufsteigen.
In der ersten Kurve konnte ich Thea noch zubrüllen 1.04 und
Gregor gab mir noch einige nette Worte mit auf den Weg, den Rest habe ich hier
leider nicht wahrgenommen- sorry.
So, jetzt aber erstmal Essen und Trinken- dann ab nach
links auf den Puls achten und Vollgas.
Die erste Runde verging wie im Flug- nur links und
überholen. Ich hatte verdammt Angst um eine Zeitstrafe deswegen habe ich das
Rechtsfahrgebot nur selten einhalten können. An den Bergen habe ich das Tempo
raus genommen und habe die Anfeuerungsrufe genossen um nicht zu überpacen. Nach
genau 2 Stunden war es dann soweit- Solarer Berg. Einer der Gründe für den
Ironman in Roth. Ich komme unten um die Ecke geschossen und dann gibt es kein
halten mehr. Ich weiß nicht ob ich vor Freude lauter geschrieen habe als das
Publikum. Es war einfach nur beeindruckend. Leider hat keiner mit mir so früh
gerechnet, so dass mein Familie und Freunde erst im letzten Augenblick mich
wahrgenommen habe. Kurzer talk mit Gregor- Banane in die Hand gedrückt- und ab
gehts.
Dann zurück nach Hilpoltstein und jetzt sehe ich meine
Familie und Freunde. Das gibt mir noch mal Kraft und ich steuere auf die zweite
Runde zu. Bei km 90 checke ich dann die Rundenzeit. 2 St. und 28 Min- was machst
du hier eigentlich. Du bist gerade im Begriff unter 5 Stunden zu fahren. Doch
der Puls war nie zu hoch- dass passt schon.
Doch dann kommt ein Einbruch. Ich muss ein wenig das Tempo
drosseln, die Bodenwelle lassen sich nicht mehr ganz so einfach wegdrücken und
überholen ist euch nicht mehr so einfach. Außerdem fängt der Wind jetzt leicht
an zu blasen. Also Essen und Trinken was man dir so anbietet und was dir
schmeckt.
Ich mache mir zum ersten Mal Gedanken über den noch
bevorstehenden Marathon. Wenn es mir jetzt schon so schlecht geht- Scheiße.
Dieses Gefühl zieht sich ca. von km 95 bis 130. Doch dann läuft es plötzlich
wieder. Nach Greding nehme ich wieder Tempo auf und fühle wie die Beine kommen.
Hier musste ich ein wenig aufpassen auf Krämpfe in den Oberschenkeln. Immer wenn
sich einer andeutete, Gang runter über die Trittfrequenz den Krampf raus fahren.
Dann das zweite Mal Solarer Berg. Ich nehme alles auf, sehe
meine Familie, Thea rennt neben mir her, dann Jule, dann mein kleiner Bruder,
Papa, Mama am linken Straßenrand, Anja höre ich zwischendurch, Ullis Gesicht
genau vor mir und die letzten Meter Gregor.
Ich erzähle kurz von meinem Tief und der zweiten Luft die
ich gerade bekomme.
Zurück durch Hilpoltstein sehe ich sie alle noch mal- das
gibt mir erneut einen Schub.
Die letzten Kilometer spule ich mit einer hohen
Trittfrequenz ab um die Beine zu entlasten.
Ich habe ca. bei Kilometer 160 auf die Uhr geschaut und
damit gerechnet, dass ich so um die 5:14 fahre.
Als ich dann absteige und auf die Uhr schaue ist mir
bewusst, was ich da gerade für eine Zeit hingelegt habe. 5 Stunden und 6
Minuten- erst mit abholen der Urkunde erfahre ich, dass es 5 Stunden und 3
Minuten waren.
Euphorisch stelle ich fest, dass ich jetzt noch 3 Stunden
und 46 Minuten für den Marathon habe um die 10 Stunden zu knacken. Der Traum
fängt kurzzeitig an Konturen zu bekommen.
Nach der Wechselzone sehe ich noch kurz Daniela und noch
jemanden- verdammt keine Ahnung wer.
Ich finde hervorragend in meinen Schritt hinein. Keine
wackeligen Beine, sondern nach 500 Metern läuft der Hase. Bis zu Kilometer 2
läuft auch alles hervorragend, doch dann ein Krampf. Hey, das ist erst Kilometer
2, spinnst du Bein. Verdammt wie soll es denn jetzt weitergehen. Komm runter
Moritz, dehnen und weiter. Hier sei jetzt angemerkt das ich ca. alle 2- 3
Kilometer einen Krampf bekommen habe und entweder meinen Schritt verändert habe
um drüber hinweg zulaufen oder mich kurz dehnen musste. Doch komischerweise
konnte ich konstant unter 5 Minuten den Kilometer laufen. Bei Kilometer sechs
bis sieben standen dann Julia und Uwe. Kurzer Plausch über meine Radzeit, noch
ein paar warme Worte von Uwe und weiter gehts.
Verdammt wo bleibt Gregor. Eigentlich wollte er doch bei Km
4 warten um mir Essen und Trinken zu reichen. Scheiß drauf, es ist dein
Wettkampf, der wird irgendwann schon kommen. Siehe da, Uwe gerade hinter mir
gelassen und dann höre ich von hinten eine vertraute Stimme. Schnell
Salztabletten und einen kurzen Schluck aus der Pulle.
Wie gesagt ich laufe immer noch 4 Minuten 50 Sekunden auf
den Kilometer und fühle mich gut. Richtung Schwanstetten geht es dann bergab
und in Schwanstetten sehe ich Thorsten mir entgegenkommen. Da ich nicht weiß
wie die Streckenführung ist, denke ich, dass Thorsten immer noch weit vor mir
liegt. In Schwanstetten muss ich leider einen kleinen Jungen zu Boden schmeißen,
der mir in die Beine läuft- sorry- aber das war ganz schön hart.
Zum Kanal hin geht es stetig bergauf und die letzten
150-200 Meter noch mal richtig heftig. Hier muss ich wieder aufpassen, dass ich
keine Krämpfe bekomme.
Ab jetzt gibt es für mich nur noch kleine Etappenziele-
Kilometer 21, die Hälfte ist geschafft und dann die Brücke wo meine Familie
wartet. Die Kilometer Zeiten fangen jetzt an zu schwanken. Mal knapp über 5
Minuten mal ein wenig drunter. Auch Überholen mich auf der Laufstrecke mehr
Leute als ich überholen kann. Stört mich aber nicht- ich bin noch in meinem
Soll. Zwischen Kilometer 19 und 20 überhole ich dann Thorsten. Versuche Ihn noch
ein paar nette Worte mit auf den Weg zu geben und laufe weiter.
Bei Kilometer 24 steht dann wieder mein support. Danke, ihr
seid, meine Energie, mein Antrieb und mein Ziel.
Kurz danach wartet Kathi mit einer super Fangruppe am
Wegesrand. Danke Kathi- für die Unterstützung und die tollen Worte.
Doch dann geht es mit mir bergab. Zwischen Kilometer 25
und 30 bin ich stehen KO. Der Weg zieht sich hoch, an einer Verpflegungsstation
gibt kein Essen- verdammt ich hab Hunger- und ein Krampf jagt den anderen. Die
Ziele werden relativiert- Ankommen ist das Ziel-, 10 St. 15 Mi. ist auch ne gute
Zeit. Auf der Brücke bekomme ich wieder Unterstützung, die ich aber bald
wegschicke weil ich keine sehen will, möchte. Ich will allein mit meinem Elend
sein. Der Kilometer steht bei 6 Min. und 10 Sek.
Doch wer jetzt gedacht hat, dass es kein Happy End gibt,
der war noch nie in einem Hollywood Streifen. Bei Kilometer 30 bekomme ich die
fünfte, sechste, siebte- keine Ahnung- Luft. der Schritt kommt wieder, ich rede
mit mir, fixiere meine Laufstiel, höre Christa im Hintergrund sagen: Nimm deine
Arme, Nimm deine Arme- über die Arme kannst du die Geschwindigkeit halten. Siehe
da, der Kilometer lässt sich wieder in 5 Minuten 30 Sekunden laufen.
Ich bin aufnahmefähig für Anfeuerungsrufe und mein Bruder
brüllt mich noch mal richtig an.
Jetzt geht es heim Moritz- dass lässt du die nicht mehr
nehmen. Jetzt gibt es Rock`n Roll- hohle alles aus dir raus.
Kathis Fancrew läst mich nicht im Stich, meine Familie gibt
noch mal alles und für mich sind es noch 6 Kilometer und ich habe noch 36
Minuten Zeit.
Bei Kilometer 38 wartet dann noch völlig überraschend eine
Freundin und hält mir ihr Plakat entgegen. Nur noch bergab, Tempo halten,
unterwegs läuft Markus noch ein paar Meter mit mir. Stefan schreie ich nur noch
entgegen: Unter 10, unter 10 Stunde. Die letzten Meter sind der reine Genuss.
Ich klatsche jeden ab- sehe noch Bernd und laufe dann ins Ziel ein. Hier reiße
ich die Arme hoch, lass mich feiern, immer und immer wieder.9 Stunden 57 Minuten
und 20 Sekunden.
Meine Familie nimmt mich in den Arm und dann werde ich
schon abgeführt. Händchenhalten bringt mich eine Betreuerin ins Zelt und
versorgt mich mit Getränken.
Eigentlich will ich zu meiner Familie- doch es geht nicht.
Ich begebe mich selbstständig ins Medi- Zelt und lege mich dort auf eine Liege.
Dann legt einer eine Decke über mich und ich schlafe und träume für eine halbe
Stunde. Übrigens alles sehr nette Leute.
Jetzt fühle ich mich gut und hole meine Sachen ab.
Unterwegs treffe ich Thorsten- sehr wichtig für mich- jemanden zum Unterhalten
zu haben. Nach Abholung der Urkunde und des duschens verlasse ich die
Wechselzone und begebe mich in die Arme meiner Familie.
Danke
So und jetzt das wichtigste für mich,
Danke Christa, dass du mir deine Freizeit geopfert hast, um
mir das Laufen beizubringen.
Danke Dobi, für die letzten Tipps und das perfekte
Einstellen meines Fahrrads.
Danke Enriko, für das Zusammenbauen des Fahrrads
Danke an Sebastian, auch auf dich konnte ich immer zählen,
wenn es um mein Fahrrad ging.
Danke Kathi, ohne dich wäre ich nicht unter 1 Stunde und 5
Minuten geschwommen.
Danke an Thorsten, in Lanzarote habe ich mir die Radkraft
geholt.
Danke an alle Leute an der Strecke, die mich Unterstützt
haben.
Danke Michi, ohne dich wäre ich wahrscheinlich nie zum
Triathlon gekommen.
Doch mein ganz
besonderer Dank gilt meinem Freund Gregor Malinowski. Dir zu danken würde noch
eine Seite extra Kosten. Glaube an dich und dein Konzept und du wirst am 1.07.
2007 in Frankfurt mit dem Ticket für Hawaii belohnt.