Ironman Frankfurt

Gespeichert von DJK Teutonia am/um Sa., 25.02.2017 - 15:17
Datum

Ironman Frankfurt -
Das größte Abenteuer das ich je erlebt habe (Julia Emmler)
Am 23.07.2006 war es soweit - der längste Tag des Jahres - der Tag X. Oh Gott - hoffentlich hab ich genug trainiert, hoffentlich kommt mein Körper mit der Belastungsdauer klar.
Ich glaube so richtig realisiert, dass es jetzt wirklich soweit ist - Erntezeit sozusagen - habe ich das erst kurz vor dem Schwimmstart. Sie spielten CRACY, der Song der derzeit in den Charts ist und ich dachte mir das ist jetzt wirklich spitze, Julia jetzt hast du seit 12 Wochen nur noch im Neo im Freiwasser trainiert und nun musst du ohne schwimmen. Der erste Ironman in der Geschichte Europas ohne Neo und ich bin dabei, Yippie. Dass 80 Athleten im Vorfeld schon abgesagt haben, hat mir nicht unbedingt Mut gemacht.
6:35 Uhr - noch 25 min. bis zum Start und ich steh im Badeanzug (vom Wettkampfzweiteiler haben mir alle abgeraten) bei noch kühlen Außentemperaturen schlotternd in der Wechselzone. Ich sage mir das wird der letzte Moment des Tages sein in dem ich frieren werde. Und ich behielt Recht.
6:50 Uhr - ich steige mit 2000 anderen ins Wasser, schwimme an die Startlinie und die Nationalhymne wird gespielt. Auf der Stelle schwimmen ist ohne Neo nicht so geschmeidig.
7:00 Uhr - Startschuss - 400m Vollkontaktsport - ich versuche Füße zu finden und ruhig zu bleiben - langsam ziehen, hier ist noch keiner ersoffen Julia. Komisch… 2000 Athleten um mich rum und trotzdem ist man im Wasser irgendwie allein - die Sinne abgeschottet. Über uns kreist der Helikopter. Wenn hier einer Hilfe schreit merkts keine Sau. Aber ein Lichtblick. Yeah, ich scheine geeignete Füße gefunden zu haben… schön hinterher. Die Füße schwimmen plötzlich Brust, einen krieg ich auf die Nase. Tränen schießen mir in die Augen, muss die Brille neu aufsetzen. OK, dann eben Plan B, ganz außen. Lieber 4km geschwommen als ohne Neo als Puffer verprügelt werden. Ah, Land in Sicht. Prima, paar Meter joggen, Dosis Realität tanken und wieder rein in den See. Körper ist wieder horizontal, Blut pulsiert bis in den Hals. Man waren die Zuschauer klasse. Das ist der Wahnsinn hier die Begeisterung zu spüren. Jetzt noch einmal Sandberg anvisieren dann Funkturm und wieder zurück. Meine Erleichterung war riesig als ich fertig war mit der ersten Disziplin.
Zu den 8:50min Wechselzeit ist zu erwähnen, dass ich mit vier liebenswerten Engeln aus der Helferschar auf allen Vieren kriechend den schwarzen Knopf des Startnummernbandes gesucht habe, der mir beim umlegen desselbigen abgesprungen war. Ich schließe die Damen in meine Gebete ein und weiß jetzt auch warum die Sicherheitsnadel ihrem Namen so gerecht wird.
Beim Radfahren war ich unentwegt davon fasziniert wie viele Zuschauer den Tag zur Party gemacht haben. Nie müde werdend alle anzufeuern, so dass die Zeit wie im Fluge verging. Ich weiß echt nicht wo die Kilometer geblieben sind. Ich weiß dass es die erste Runde in Strömen geregnet hat und sogar an Hagel kann ich mich erinnern. Als ich zwei Athleten vor mir stürzen sah bin ich eher vorsichtig in die Kurven. Es war schmierig und glatt und die Bremsen griffen eher schlecht. Die Berge waren gesäumt von Menschen - wie Alpe d´Huez, irre feeling!!!
In Friedberg standen sie dann plötzlich. Uwe, meine Schwester Nani, Bernhard und Marco - alle mit roten extra angefertigten T-Shirts mit dem Schriftzug „Giulia GO IRON. Damit haben sie mich so überrascht. Sie jubelten mir zu und ich war so glücklich zu spüren, dass sie alle mit mir sind. Ihr Lieben, ich danke euch so! Ihr ward so spitze!!!!!!!!!!!
Am Heartbreak-Hill standen Gregor und Micha - ich war immer so froh euch zu sehen, Jungs!!
Die wahre Bedeutung von Getreuen spürte ich dann so richtig auf der Laufstrecke. 36 Grad und keine Spur von Lüftchen. Ich hatte mich riesig gefreut aufs Laufen und bis km 20 war ich bester Laune. 4 Runden, 4 Bändel abholen. Ich lief und hab, wie Gregor mir empfohlen hatte, visuell immer das Ziel vor Augen - den „ich will auch mal auf dem roten Teppich laufen Zieleinlauf.
Meine Befürchtung zu dehydrieren bekämpfte ich mit viel zu vielen und viel zu kalten Isobechern, bis ich das Gefühl hatte im 9ten Monat schwanger zu sein. Wenn man im sportmedizinischen Wörterbuch unter Wasserbauch und Krämpfen bedingt durch zu viel und falsches trinken nachschlägt findet man ein Foto von mir daneben. So wurde mein Fokus, zwischen km 20 und 40, weg vom Ziel und hin zu den nächstliegenden Dixiklos verlagert. Sch…
Plötzlich wurde mir alles von außen irgendwie zu viel. Zu laut, Bratwurstduft zu beißend, Ratschen zu lärmend. Vielen Dank an dieser Stelle an Gregor, der mit der ruhigen Stimme eines meditierenden Yogis es immer wieder schaffte in die Welt einzudringen in der ich mich mittlerweile befand.
Hatte ich zum größten Teil des Ironman positive, philosophische Gedankenwelten, war ich in diesem letzten Abschnitt leer - physisch wie psychisch. Eine Art grauer Humor fackelte auf. Aberwitzige Gedankenfetzen und Minutenstrategien wie z.B.: wenn der Athlet, der da vorne geht, bis zu der Eiche nicht wieder ins laufen übergeht, geh ich auch.
Selbst Uwe der mich mit seiner ganzen Kraft und Liebe immer begleitet und mich mit seiner Begeisterung auch zum großen Teil getragen hat - ich bin Ihm so dankbar für alles - habe ich weggeschickt um mit dem allein zu sein was ich in dem Moment noch war.
Ganz nah an sich dran sein
An dem was man wirklich ist und Freundschaft zu dem entdecken was man da sieht
Leer werden wie ein Glas das man neu füllen kann
Mit Momenten die tief bewegen
Realitäten spüren, Leben atmen
Die Hauptrolle im eigenen Film zu spielen
und nicht die beste Nebenrolle in dem Film von jemand anderem
Verbundenheit und Dankbarkeit zu den Gefährten fühlen
Über den roten Teppich laufen und stolz und glücklich sein das man gewagt hat
Das habe ich empfunden, das werde ich in mir tragen und nie vergessen. 

Ironman Frankfurt 2006 (Uli Walter)
Der Wecker klingelte am 23.07.06 um 3:30h, aber ich war ohnehin schon wach. Eigentlich kann ich vor Wettbewerben sonst ganz gut schlafen, jedoch dieses Mal hat es überhaupt nicht funktioniert. Eine Mischung aus schwüler Hitze im Schlafraum, Nervosität und möglicherweise zu engagiertem Carbo-Loading war wohl der Grund.
Eigentlich war ich guten Mutes für meine zweite Langdistanz - ich hatte zwei neue GP 4000 auf mein Gios aufgezogen, ich hatte 1000 Lauf- und 1000 Rennrad-Kilometer Training in den Beinen, meine Frau hatte zwei Tage zuvor die Ausdauerpunkte am Knie akupunktiert und ich hatte 18 getrocknete Bananen als Verpflegung für das Radfahren vorbereitet. Lediglich das Neo-Verbot bereitete mir etwas Sorge. Wie würde sich das Fehlen meiner Luftmatratze auswirken?
Dies alles ging mir beim Frühstück durch den Kopf. Wenig später machte ich mich mit dem Auto auf den Weg zur S-Bahn-Station, um zur Haltestelle Langen Ironman zu fahren. Enttäuschenderweise stiegen dort außer mir nur ein weiterer Teilnehmer und eine Zuschauerin aus. Glücklicherweise wußte der andere Starter den Weg durch den Wald, der entgegen der in dieser Hinsicht etwas dürftigen Beschreibungen des Veranstalters nicht 1,5 km, sondern 4 km lang war. Warum den Tag nicht mit ein wenig Bewegung beginnen?
In der Wechselzone dann zeigte ein Blick zum Himmel bereits, daß es heute wohl nicht ganz ohne Regen abgehen würde. Ich habe Rad und Kleidung deswegen vorsichtshalber noch unter der Plastik-Abdeckung gelassen.
Kurz vor dem Schwimmeinstieg habe ich noch eine fröstelnde Julia Emmler getroffen. Mir war schon klar, daß ich sie bis zum Ziel wohl nicht wiedersehen würde.
Das Wasser empfand ich nach ein paar Minuten als recht angenehm. Wie geplant (eine andere Möglichkeit hatte ich ja auch kaum) hielt ich mich von vornherein an das hintere Ende des Feldes. Ärgerlicherweise mußten wir im Uhrzeigersinn um die Bojen schwimmen - für einen reinen Linksatmer wie mich ein zusätzliches Hindernis. Beim Landgang zeigte mir ein Blick auf die Uhr, daß die Zeit nicht so toll werden würde. Nun ja -die in der Gruppe um mich herum vertretenen Schwimmstile ließen auch vermuten, ich sei versehentlich in ein Behindertenschwimmen geraten - und zwar zu Recht! Am Ende waren es dann 1:57 h - eine selbst für mich katastrophale Zeit.
Immerhin konnte ich mich darüber freuen, daß ich meine Kleidung regensicher aufbewahrt hatte. Auf diese Weise konnte ich mich wenigstens 5 Minuten trocken fühlen. So lange dauerte es nämlich nach meinem Wechsel auf das Rad, bis es heftig zu regnen begann. Wenige Minuten später war jede Faser meiner Kleidung vollkommen durchnäßt. Als typischen Schönwetterfahrer riß mich das in ungeahnte (kampf-)moralische Abgründe. Zu dieser Zeit hätte ich einen irreparablen technischen Defekt fast schon willkommen geheißen. Nur noch die Hoffnung auf ein Ende des Unwetters trieb mich voran. Ein paar Kilometer später kam jedoch die Unterstützung des geradezu unglaublichen Frankfurter Publikums hinzu, das sich selbst durch strömenden Regen nicht davon abhalten ließ, auch noch den letzten Teilnehmer namentlich anzufeuern. Phänomenal! Im Gegensatz zu Roth wollte ich in Frankfurt auf dem Rad sowieso etwas beherzter starten, aber die Zuschauerunterstützung ließ mich in dieser Hinsicht sehr unvorsichtig werden. In den Stimmungsnestern - insbesondere in The Beast, The Hell und am Bad Vilbeler Heartbreak Hill - gab ich alles. In Bad Vilbel haben mich zusätzlich noch Gregor und Michael den Berg hoch gebrüllt. Vielen Dank, Jungs!
Nach einer guten Stunde hatte der Regen endlich aufgehört. Bis dahin waren meine Bananen allerdings schon nicht mehr so trocken wie zu Beginn, sondern eher etwas glibberig. Na ja, ich mache das hier ja auch nicht zum Spaß ...
Gegen Ende der zweiten Radrunde wurde mir langsam klar, daß ich wohl ein wenig überreizt hatte. Kein gutes Gefühl! Im Wechselzelt schließlich konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich überhaupt nur die nächsten 10 km überstehen sollte - und auch 42 km WANDERN sind anstrengend! Interessanterweise ging es doch irgendwie über die erste Runde. Dann ließen die Bananen grüßen, und die nächste knappe Viertelstunde widmete ich intensiv einem Dixi-Häuschen. Beim anschließenden Öffnen der Kabinentür wirkte die feucht-heiße Innenstadtluft geradezu wie eine frische Brise auf mich.
Auf diese Art erquickt überstand ich die nächsten beiden Runden mehr schlecht als recht. Gregor ließ sich jede Runde von neuem bestätigen, daß ich NIE WIEDER an einem Ironman (und auch an keiner Halb- oder Vierteldistanz) mehr teilnehmen würde. Und genau dieser Gedanke trieb mich an: Halt durch, sonst mußt Du Dir das alles noch einmal antun! Daß mir bei meiner Frau am Streckenrand anstatt Schadenfreude eher Mitleid entgegenschlug, war für mich ein guter Spiegel meiner üblen Verfassung. Trotzdem bemühte ich mich immer, meinen Lieblingszuschauerinnen in jeder Runde trotz der Quälerei ein verzerrtes Lächeln zu schenken, um sie für die „Uli-Rufe zu belohnen. Wie überhaupt die phantastischen Zuschauer und die sagenhaften Helfer einen großen Anteil daran hatten, daß ich mich durchgebissen habe.
In der letzten Runde dann erwachte mein Kampfgeist ein letztes Mal. Irgendwie schaffte ich es plötzlich wieder, längere Strecken ohne Gehpause zu überstehen - im Gegensatz zu den meisten der noch im Wettkampf verbliebenen Teilnehmer. Möglicherweise hatte der Radler, den mir meine Frau kurz zuvor zu trinken gegeben hatte, einen Anteil daran. Jedenfalls konnte ich nun wieder überholen. Schönen Gruß vom 100 km-Läufer! Mit siebeneinhalb Minuten pro Kilometer wurde ich zum Hecht im Karpfenteich. Insgesamt konnte ich mich trotz Toilettenpause beim Laufen um 120 Plätze nach vorne schieben. Dafür gab es natürlich einigen Zusatzapplaus. Mit einem Mal stand ein Dutzend Helfer vor mir und bildete eine Gasse. Begeistert lief ich durch die La Ola-Welle, die sie nur für mich schwappen ließen.
Ich möchte allerdings nicht den Eindruck aufkommen lassen, der Wettbewerb hätte mir jetzt wieder Spaß gemacht. Ich fühlte mich geradezu erlöst, als ich endlich - nach wenig ruhmreichen 14:06 Stunden - das Ziel erreicht hatte und mich nun offiziell Ironman nennen durfte. Dort bekam ich übrigens noch ein unerwartetes Kompliment von der Helferin, die mich zur Erholungszone begleitete: Im Vergleich zu den anderen Finishern könne ich ja noch sehr gut ohne fremde Hilfe gehen! Nun, ich ging ja auch geradewegs auf einen Bierstand zu ...
Nach alledem war es geradezu erschreckend, daß ich bereits 15 Stunden nach dem Zieleinlauf darüber nachdachte, ob das wirklich mein letzter ernsthafter Triathlon gewesen sein sollte. Erst jetzt konnte ich nämlich so richtig die tolle Stimmung genießen, die in Frankfurt die ganze Zeit geherrscht hat. So etwas hatte ich bisher weder in Berlin oder New York noch in Roth erlebt, und andere Marathons oder Ultras taugen als Vergleichsmaßstab ohnehin nicht. Ich lasse die Entscheidung noch offen ... 

FT-Bericht:
Nachdem in den vergangenen Wochen bereits einige ihrer Vereinskollegen in Roth und Nizza erfolgreich waren (der ft berichtete), wagten sich nun auch Julia Emmler und Dr. Ulrich Walter von der DJK Teutonia Gaustadt an einen Triathlon über die Ironman-Distanz (3,8km Schwimmen, 180km Rad, 42,195km Laufen) heran und finishten bei den Ironman European Championships in Frankfurt.
Julia Emmler, Debütantin auf der Langdistanz, war mit einem eigenen Fanclub angereist, der auch in schwierigen Phasen für die nötige Unterstützung sorgen sollte. Die Auftaktdisziplin absolvierte die 32-Jährige in guten 1:22 und begab sich nach einer starken Leistung auf dem Rad (6:10 trotz starken Regens und Hagelschauern) in recht aussichtsreicher Position auf die Laufstrecke. Hier lief beim abschließenden Marathon zunächst alles nahezu perfekt, nach etwa 20km jedoch stellten sich Magenprobleme ein, die zu längeren Aufenthalten in den entlang der Strecke postierten Dixie-Häuschen führten und dadurch reichlich Zeit kosteten. Doch trotz dieses Wermutstropfens bezeichnete die Gaustadter Triathletin den Wettkampf anschließend als fantastisches Erlebnis und als das größte Abenteuer ihres Lebens. Nach insgesamt 13:01 Stunden konnte sie endlich den Jubel der mehreren Zehntausend Zuschauer am Frankfurter Römer genießen (34. Platz W30, 1433. gesamt).
Dr. Ulrich Walter litt in seinem zweiten Ironman als mäßiger Schwimmer besonders unter dem Neoprenverbot, das wegen der hohen Wassertemperatur verhängt worden war, und benötigte für die beiden Schwimmrunden im Langener Waldsee beinahe zwei Stunden. Angefeuert von den zahlreichen Zuschauern entlang der Strecke, die trotz des schlechten Wetters unermüdlich ausharrten, versuchte er nun auf dem Rad verlorene Zeit gut zu machen und verausgabte sich dabei so sehr, dass er in der zweiten Wechselzone ernsthaft bezweifelte, noch ins Ziel kommen zu können. Doch auch hier half das begeisterungsfähige Publikum über die schlimmsten Strapazen hinweg und Walter konnte seine Erfahrung aus zahlreichen Marathons und Ultraläufen ausspielen, so dass er gegen Ende noch zahlreiche Konkurrenten überholen konnte und nach insgesamt 14:06 im Ziel einlief (149. M45, 1508. gesamt). Auch er zeigte sich begeistert über die professionell organisierte Veranstaltung und besonders über das Publikum: „Das habe ich in über 30 Marathons und Ultras (inklusive Berlin, New York, Biel und Swiss Alpine) sowie immerhin einem Dutzend Triathlons noch nicht im Entferntesten erlebt!