Bamberger Triathlon

Gespeichert von DJK Teutonia am/um Sa., 25.02.2017 - 15:17
Datum

Nach der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii 2011 hatte ich mich entschlossen, im kommenden Jahr etwas kürzer zu treten, um nach drei anstrengenden Langdistanzjahren mental und physisch zu regenerieren. In der Off-Season solle man unspezifisch und mehr aus Spaß als nach dem Diktat eines Plans trainieren, ist in Fachlektüren zu lesen. Nach einiger Zeit kehre die Lust auf Triathlon und der Hunger nach Wettkämpfe von selbst wieder zurück. Das wäre dann auch der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg in strukturiertes Training. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Phase bei mir fast fünf Jahre dauert. Bei meinen Einsätzen als Kampfrichter im Frühjahr verspürte ich plötzlich wieder Lust, selbst an einem Wettkampf teilzunehmen. Die Emotionen im Wettkampf, die überwältigenden Moment beim Zieleinlauf – die Erinnerungen waren plötzlich wieder so präsent. Langsam reifte der Entschluss immer mehr, wieder an einem Wettkampf teilnehmen zu wollen.
Beim Nonstop Triathlon in Bamberg, wo ich 2006 meinen aller ersten Wettkampf bestritt, solle sich zehn Jahre später an gleicher Stelle der Kreis schließen. Nach Angaben des Veranstalters werde es dieses Jahr an diesem Standort mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der letzte Triathlon sein. Die Wetterprognosen verhießen Kaiserwetter. So habe ich mich kurzentschlossen für die Olympische Distanz angemeldet.
Da meine Lebensumstände im Moment dieses strukturierte Training vergangener Jahre nicht ermöglichen, habe ich versucht, in den letzten drei Wochen mit qualitativ hochwertigen Schlüsseleinheiten eine halbwegs passable Form zu erreichen, um meine eigenen Erwartungen in einen Wettkampf nicht zu enttäuschen.
Startunterlagen abholen, das Equipment vorbereiten, die „Rennmaschine“ einchecken, den Wechselplatz einrichten – da war sie wieder, diese Pre-Race-Stimmung, diese Mischung aus Anspannung und Vorfreude, der Smalltalk mit den zahlreichen Vereinskameraden und den vielen bekannten Triathleten.
Wolkenloser Himmel und strahlender Sonnenschein ließen einen tollen Sommertag erwarten. Mit den prognostizierten 33 Grad vielleicht ein bisschen heiß, aber ich kann Hitze ganz gut ab.
Um 11:45 Uhr fiel der Startschuss. Obwohl ich mich als schlechter Schwimmer weiter hinten einreihte, um dem Gerangel um die beste Linie in den vorderen Reihen aus dem Weg zu gehen, war auf den ersten paar hundert Meter das Gewühle um mich herum trotzdem ziemlich groß. Ein Schwimmer vor mir entdeckte wohl plötzlich seine Vorliebe für´s Brustschwimmen und trat mir mit dem Fuß die Schwimmbrille vom Gesicht.  Ein kurzer Stopp, Brille wieder drauf und weiter ging`s. Das Teilnehmerfeld entzerrte sich langsam, sodass ich dann auch frei schwimmen und meinen Rhythmus finden konnte. Nach der erwartet mäßigen Schwimmzeit von 29 Minuten erreichte ich das rettende Ufer. Schnell raus aus dem Neo und ab auf`s Rad. Für mich beginnt der Spaß beim Triathlon erst mit der zweiten Disziplin. Die Beine fühlten sich von Anfang an gut an und so konnte die Aufholjagd beginnen. Von unzähligen Trainingsausfahrten kenne ich die Strecke und auch die Windverhältnisse dort sehr gut. Gegenwind in Richtung Frensdorf bedeutet normalerweise Rückenwind „nach Hause“. Dass dem dieses Mal nicht so war, sollte ich erst später erfahren. So fuhr ich auf den ersten 20 km hart an, weil ich ab Unterneuses zurück nach Bamberg eigentlich die Unterstützung von hinten erwartet hätte. Aber der Wind drehte sich offensichtlich in den Mittagsstunden, sodass auch in der zweiten Hälfte des Radparts ordentlich Druck auf dem Pedal notwendig war, um die Geschwindigkeit halten zu können. Die Oberschenkel brannten gehörig und ich konnte einiges an Boden gut machen. Von Rang 61 nach dem Schwimmen fuhr ich auf Platz 33 nach vorne. Nach dem Wechsel in die Laufschuhe befürchtete ich, dem Tempo auf dem Rad Tribut zollen zu müssen. Ich verzichtete ganz bewusst auf meinen Geschwindigkeitsmesser und nahm mir vor, nur nach Gefühl zu laufen, mich überraschen zu lassen, was die Beine noch zu leisten imstande waren. Und sie waren gut! Da weite Teile der Laufstrecke im Hain vor Sonne geschützt sind, war die Hitze auch erträglich. An den Verpflegungsstationen kühlte ich mich mit Wasser und hielt so den Puls im grünen Bereich. Ich war überrascht, wie gut ich mich beim Laufen fühlte. Platz um Platz kämpfte mich nach vorne und erreichte nach 2:17:32 Stunden als gesamt 19. das Ziel. Da war es wieder, dieses Glücksgefühl beim Überqueren der Ziellinie. Oh Gott, wie sehr hab ich das alles vermisst.

Fazit:
• 19. Platz in der Gesamtwertung
• 2. Platz in der Altersklasse
• 2. beste Radzeit in der Altersklasse
• Beste Laufzeit in der Altersklasse
• Vor der ersten Frau im Ziel (nicht gechickt worden  )
• Die vereinsinterne Wertung gewonnen
Ich bin mit mir und dem Ergebnis sehr zufrieden. Das lässt hoffen für den IRONMAN 70.3 Pula im September. Ich freue mich auf eine tolle Mitteldistanz an der Küste Kroatiens mit vielen Freunden und Vereinskameraden.

Martin