Kapellenlauf Vorra

Gespeichert von DJK Teutonia am/um Sa., 25.02.2017 - 15:17
Datum

Ergebnisse:
Panzer, Michael    1:46:26  
Kusch, Bernhard    1:46:33  
Scharf, Jürgen    2:12:11



Um 9:00 Uhr ist Startbeginn - und genau 15 Minuten vorher startet der Wolkenbruch. Alle Teilnehmer des Laufes laufen in die Zelte und Unterstände, und wahrscheinlich denken alle das gleiche wie ich: Muss ich mir das wirklich antun?. Aber Petrus hat ein Einsehen, und kurz vor dem Start hört der Wolkenbruch auf. Und dann sehe ich auch meine Mitstreiter Michael und Jürgen. Der Himmel bleibt bewölkt, aber unsere Mienen hellen sich auf. Wir sind nicht allein auf uns gestellt, sondern in einer Gemeinschaft. Punkt 9.00h fällt der Startschuss und bei ca. 22°C und leichtem Regen geht’s los.
Erst mal die Sache langsam angehen, den anderen Läufern nicht in die Hacken treten, und den Pfützen ausweichen. Aber schon nach kurzer Zeit zieht sich das Feld auseinander. Bei KM2 sieht man die Spitze des Feldes schon ca. 500m voraus. Auch Jürgen, Michael und ich trennen uns. Jeder KM der Laufstrecke ist ausgeschildert. Das macht es leicht - oder aber schwierig. Bei KM 5 sind die Beine müde und fangen an zu schmerzen, und ich denke achgodachgod - noch über 15km - wie soll ich das schaffen?
Bei KM8 bin ich mein Gejammer leid. Also versuche ich mich abzulenken, und schaue auf die Strecke und die Natur ringsum. Der leichte Regen ist in Niesel übergegangen, und es ist echt angenehm – für mich genau die richtige Temperatur und genug Feuchtigkeit in der Luft, dass das Atmen leicht fällt. Na gut, es ist leicht drückend – aber nur leicht.
Die Strecke selber liegt landschaftlich schön, und mit vielen leichten Steigungen und Gefällen ist sie leicht anspruchsvoll – sicher nicht geeignet für die persönliche Bestzeit, aber einfacher als der WKEL. Der Untergrund ist gut - manchmal frischer Asphalt, dann wieder Schotterwege, und die Waldwege selber sind gut federnd. Da, wo man eigentlich Schlamm erwarten würde, hat das Team aus Vorra Mulch und Holzspäne aufgeschüttet, so dann man gut laufen kann. Großes Lob an die Ausrichter.
Und wie ich mich so an der Landschaft und der Strecke erfreue, bin ich plötzlich bei KM12, und merke, dass ich meinen Rhythmus gefunden habe. Und jetzt macht es auf einmal Spaß: ich achte darauf, sauber die Füße aufzusetzen und sauber die Arme zu führen. Na gut, mein Spaß wird gedämpft, weil jetzt einige Läufer an mir vorbeiziehen. Ich widerstehe dem Impuls, dagegen zu halten, sondern zwinge mich wieder zurück in meinen Rhythmus und die saubere Technik – schließlich laufe ich mein Rennen und nicht deren.
Die Schmerzen in den Beinen haben nachgelassen. Ich fühle mich, als könnte ich noch einige Kilometer dranhängen. Beim nochmaligen Überlegen komme ich darauf, dass ich wahrscheinlich auf Endorphin bin – das kann nicht normal sein.
Und jetzt hat der Regen aufgehört, und es fliegen die KM-Markierungen nur so vorbei: KM15, KM17, KM18, KM19 – noch 2km zu laufen! Und ich laufe immer noch rund. Da kommt der Läufer vor mir gerade recht. Ich ziehe jetzt mal das Tempo leicht an. Ich schließe zu ihm auf, bleibe neben ihm (hält er dagegen, kann er noch?), und dann bin ich vorbei.
KM 20: noch 1 km zu laufen. 2 Läufer vor mir, und davor sehe ich Michael. Tempo weiter steigern. Noch 500m. Die beiden Läufer habe ich überholt, und merke, dass ich nicht der einzige bin mit der Idee den Sprint anzusetzen. Michael packt auch nochmal alles aus. Schock: einer der beiden soeben überholten Läufer schießt an mir vorbei, so dass ich meine, ich stehe. Der hat sich anscheinend die bisherigen 20km geschont und nur auf diesen einen Moment gewartet!? Egal: ich laufe Vollgas. Noch 400m. Tempo halten. Michael ist im Ziel. Tempo halten! Es geht nicht mehr! TEMPO HALTEN! Ist noch einer in meinem Windschatten? Egal, TEMPO HALTEN. Wo ist die Ziellinie? TEMPO HAAAAALTEN. Und ich bin durch!
Im Zielbereich will ich am liebsten ins Gras fallen. Ich bin fertig. Ich sehe Michael, wie er sich vornüber gebeugt auf seinen Knien abstützt. Auch er hat alles gegeben. Wir geben uns die Hände. Grinsen. Sagen kein Wort. In diesem Moment wissen wir wahrscheinlich beide, dass die Welt schön ist, und das Leben einen Sinn hat.
Beide gehen wir langsam umher, trinken, essen Obst und reden über Gott und die Welt und den Laufsport. Dann sehen wir Jürgen auftauchen, und klatschen ihn ins Ziel.
Abschließend noch ein Gruppenfoto, wir reichen uns die Hände und gehen getrennt heim.
Es ist noch keine 12.00h. Was fängt man mit so einem angebrochenen Tag noch an? Egal, ich lege mich erstmal aufs Sofa.
Aber nur kurz.
Aber wirklich nur ganz kurz.
Chrapüü..